Ausstellungen der Kunsthalle Dominikanerkirche im Jahr 2011

"Markus Lüpertz – Sagenhaft. Malerentgegnungen in Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen"

Ausstellung vom 2.10.2011 bis zum 8.1.2012

Vom 2.10.2011 bis zum 8.1.2012 wird in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück die Ausstellung "Markus Lüpertz – Sagenhaft. Malerentgegnungen in Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen" präsentiert. Gemeinsame Veranstalter sind die Stadt Osnabrück und die Freunde der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück e. V..

"Die Ausstellung "Sagenhaft" geht dem kreativen Schaffen des Künstlers auf den Grund, und zwar nicht in seinem malerischen Werk oder seinen monumentalen Skulpturen. Im kleinen Format, in der Zeichnung, der Druckgrafik und im Bozzetto ist spürbar, wie sich der Künstler einem Thema annähert und in den unterschiedlichen Gattungen durchspielt – wie er sich das Sujet regelrecht anverwandelt, um zu einer letzten Formverdichtung zu finden, und zwar nicht akademisch-kalkuliert, sondern in jedem neuen Blatt und jedem Modell wieder mit dem Impetus des Neubeginns. Er umkreist die unterschiedlichen Ansichten einer Figur in seiner Serie von Zeichnungen oder nimmt nur einzelne Körperpartien in den Blick. Und auch die Druckgrafiken behalten zumeist das spontane, zeichnerische Moment; sie dienen nicht der Reproduktion, sondern dehnen die Ausdrucksmöglichkeiten eines Motivs in ein weiteres künstlerisches Medium aus. Im Zusammenspiel von Skulptur, Zeichnung und der selten gezeigten Druckgrafik wirft die Ausstellung ein neues Bild auf Lüpertz’ Schaffen und seinen Werkprozess." (Dr. Henrike Holsing).
Der deutsche Maler, Grafiker und Bildhauer, geboren 1941, zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlern seiner Generation. In den 1960er und 1970er Jahren entwickelte er mit Künstlern wie Karl Horst Hödicke den kritischen Realismus. 1970 erhielt Lüpertz den Preis der Villa Romana. 1974 organisierte der Künstler die erste Biennale Berlin. Im gleichen Jahr nahm Lüpertz die Professur (Malerei) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe an (bis 1986).
Von 1988 bis 2009 war Lüpertz Rektor an einer der bedeutendsten deutschen Kunstakademien, der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Lüpertz unterrichtete später international bekannt gewordene Künstler und prägte somit auch als Lehrender die deutsche, aber auch die internationale Kunstentwicklung mit.
Markus Lüpertz hat mit seinen Skulpturen, Kirchenfenstergestaltungen und künstlerischen Aktionen nicht nur maßgeblich in den urbanen und öffentlichen Lebensraum gewirkt, sondern sein Werk wird auch bis heute kontrovers diskutiert und ist mit Fragestellungen nach einem gewandelten Kunstverständnis und Künstlerbild verbunden.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

Kunstkörperlich-Körperkünstlich 3, Bodies

Ausstellung vom 18.6.2011 bis 18.9.2011

Vom 18.6.2011 bis 18.9.2011 wird in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück die Ausstellung "Kunstkörperlich-Körperkünstlich 3, Bodies" gezeigt.
Das Thema der dreiteiligen, im Jahr 2006 begonnenen Ausstellungsreihe ist die Körperwahrnehmung beziehungsweise das moderne Körperbild in den Konzepten aktueller Objekt- und Installationskunst.
Seit den 1960er Jahren hat die dreidimensionale Kunst durch die Erweiterung des Skulpturenbegriffs neue Anstöße erfahren. Auch das Aufbrechen gesellschaftlicher Tabuthemen wie Sexualität und Gewalt in den 1960er und 1970er Jahren in den USA und in Europa hat zu Neuinterpretationen des Menschenbildes beigetragen. Und schließlich wurden Künstler, die sich mit dem Sujet des Menschenbildes beschäftigen, auch durch die Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Medizin, der internationalen Modekultur, der Werbung, den Massenmedien und dem Film mit seinen Spezial-Effekt-Möglichkeiten inspiriert. Neue Entwicklungen und aktuelle Kunstäußerungen zum Thema sind unter anderem durch Künstler wie Vanessa Beecroft, Damien Hirst oder Marc Quinn angestoßen worden.

Das Interesse von Objekt- und Installationskünstlern an neuen Werkstoffen und an Materialexperimenten hat dazu geführt, dass verstärkt mit chemischen (Kunst-)Stoffen oder beispielsweise auch mit Substanzen, die im Bereich der Illusionstechniken der Filmindustrie Verwendung finden, gearbeitet wird.
So breit gefasst die Experimente mit neuen Materialien sind, so komplex sind auch die Ausdrucksmöglichkeiten und Themen zu den verschiedenen Aspekten der Körperlichkeit.
An aussagekräftigen Beispielen von Künstlerinnen und Künstlern aus den USA, Asien und Europa ist diese neue Entwicklung in der Kunst bereits in zwei Ausstellungsprojekten der Osnabrücker Kunsthalle (2006, 2008) vorgestellt worden. Dabei haben die Künstler in aktuellen Arbeiten Widersprüche der modernen Leistungsgesellschaft und ihre Konsum- und Unterhaltungskultur in den Fokus genommen und politische, gesellschaftliche Verwerfungen und moralische Defekte thematisiert.
Folgende Künstlerinnen und Künstlern sind in der Ausstellung vertreten:
Hermine Anthoine, Vanessa Beecroft, John von Bergen, John Bock, Heinrich Brummack, Baldur Burwitz, Gildas Coudrais, Wim Delvoye, Birgit Dieker, Brad Downey, Johannes Esper, Gregor Gaida, Peter Gilles, Till F. E. Haupt, Barbara Heinisch, Damien Hirst, Mark Jenkins, Franticek Klossner, Clemens Krauss, Sherrie Levine, MARCK, Max Mohr, Wolfgang Petrick, Marc Quinn, Deborah Sengl, Daniel Spoerri, Haim Steinbach, Yukiko Terada, Nikola Torke, Andy Warhol, Erwin Wurm.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

European Media Art Festival - "This is Media Art"

Ausstellung vom 27.4.2011 bis zum 29.5.2011

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Vom 27.4.2011 bis zum 29.5.2011 zeigt die Kunsthalle Dominikanerkirche und die Stadtgalerie Osnabrück die Ausstellung des "European Media Art Festival". Die Ausstellung und das Festival "This is Media Art" wird am 27.4.2011 um 19:30 Uhr in der Kunsthalle Dominikanerkirche durch die Bürgermeisterin Frau Karin Jabs-Kiesler, die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur Frau Prof. D. Johanna Wanka, den Konsul im japanischen Generalkonsulat Hamburg Herrn Hiroyuki Yakabe und Herrn Alfred Rotert vom European Media Art Festival eröffnet.

Für das Programm des 24. European Media Art Festivals in Osnabrück hat die Film- und Videokommission aus mehr als 2200 eingesandten Beiträgen etwa 110 Kurz- und Langfilme, Musikvideos und Animationsfilme ausgewählt. Sonderprogramme wie "Japanese Media Art Now", die Retrospektive mit Filmen des amerikanischen Experimentalisten Standish Lawder und die Auswahl des Media Campus ergänzen das Filmprogramm.
Ein Trend, der sich schon im vergangenen Jahr abzeichnete, lässt sich auch an den Einreichungen 2011 ablesen: Die Zeit der rein formalen Experimente scheint passé. Verstärkt beschäftigen sich die Filme mit dokumentarischen, narrativen Themen, wobei der Formaspekt eher als Gerüst oder Vehikel zum Transport der filmischen Inhalte dient. Ein Thema, mit dem sich viele Filmemacher beschäftigen, ist das Ende einer Ära des Fortschrittsglaubens an die absolute Beherrschbarkeit technischer Entwicklungen und des Willens mithilfe dieser, in neue Welten vorzustoßen. Anna Abrahams verwendet historisches Material einer Arktisexpedition, um den Mythen und Behauptungen, schon in der Antike seien Menschen am Nordpol angelangt, einen (Gegen-)Beweis zu liefern.
Sputnik, Challenger, Voyager und der vor kurzem in Rente geschickte Spaceshuttle sind Beispiele technischer Abenteuer, die ganze Generationen begeisterten. "The Voyagers" von Penny Lane beschreibt anhand historischen NASA Materials die Lebens- und Liebesgeschichte der beiden Initiatoren, deren Idee der Voyager-Rakete eine 'Golden Disc' mitzugeben, heute noch erstaunt. Auf die Disk wurden Musik, Sprache und Geräusche aufgespielt, um möglicher außerirdischer Intelligenz einen auditiven Eindruck unserer zivilisierten Welt zu geben. Wider besseren Wissens hält der Mensch sich und die Erde scheinbar immer noch für das Zentrum der ihn umgebenden Welt. Siegfried Fruhauf hat mit seinem visuell beeindruckenden Film "Tranquility" dafür ein schönes Bildtableau gefunden – Dädalus lässt grüßen.
Häufig behandeln die Videos auch sozialkritische, politische oder komplexe historische Zusammenhänge. Dabei werden Schauplätze, z. B. der Kolonialgeschichte, in den Kontext der eigenen Person und Sozialisation gesetzt. Die Portugiesin Raquel Schefer setzt im Film "Avó (Muidumbe)" altes Super-8 Filmmaterial in einen politisch motivierten, persönlichen Kontext, indem sie die Kleidung, die ihre Großmutter bei der Reise in die damals portugiesische Kolonie Mosambik trug, nachschneidern lässt – und damit bekleidet – die teils burlesque Ankunftsszene re-inszeniert.
'Re-enactment' ist auch in vielen anderen Filmen der formale Ansatz, um Geschichte und Geschichten anders auf die Spur zu kommen. In "?wie?e wi?nie/Fresh Cherries" lässt Anna Baumgart eine bedrückende – und oftmals unterdrückte – Wahrheit in den Konzentrationslagern der Nazis nachspielen. In einer stilisierten Baracke inszeniert Baumgart die Leidensgeschichte zweier jüdischer Polinnen, die in Auschwitz zur Prostitution gezwungen wurden und selbst über 50 Jahre danach aus Scham nie darüber sprechen konnten.
Pip Choderov präsentiert seinen Film "Free Radicals" – ein Rückblick auf die eigene Biografie und eine Hommage an den neuseeländischen Großmeister des Handmadefilms Len Lye. Aufgewachsen in einem amerikanischen Filmemacherhaushalt, kam Choderov schon in seiner Jugend mit dem Experimental- und Avantgardekino in Berührung. Ikonen wie Stan Brakhage, Jonas Mekas und Robert Breer wurden seine Bezugspersonen und geben in diesem Film ihrem Gefühl des neuen, progressiven Filmemachens und gesellschaftlichen Aufbruchs in den 60er Jahren in Interviews und Filmausschnitten Ausdruck.
Neben den thematisch geordneten Programmen zeigt das EMAF natürlich auch wieder Unterhaltsames wie zum Beispiel die POP-Parade, ein Programm mit Musikclips der besonderen Art. Auch der Fruit Basket ist kein gewöhnliches Kurz- und Animationsfilmprogramm, vielmehr eine "Tour de Force" durch das visuelle Schaffen einer jungen Art-Clip Generation.
Die Retrospektive ist Standish Lawder gewidmet, der auch heute, im Alter von 75 Jahren, noch in seinem "Denver Darkroom" jungen Fotografen und Filmemachern den Umgang mit analoger Bildgestaltung lehrt. Als Deutschlandpremiere präsentiert er sein filmisches Gesamtwerk, allerdings nicht auf einer DVD sondern als Original 16mm Kopien.
Das Japan-Programm "Japanese Media Art Now" umfasst eine Auswahl an neuen Filmen des Japan Media Arts Festivals in Tokyo, Kinofilme sowie eine Retrospektive von einem der führenden Experimental-Filmemacher des Landes, Takashi Ito.
"In der Ferne, so nah" zeigt Filme und Videos von Künstlern aus verschiedenen Ländern der arabischen Welt, zum Beispiel aus Ägypten, Syrien, Tunesien, Palästina, Libanon und dem Irak. Sie stellen eine Vielzahl von ästhetischen und experimentellen Ansätzen dar und werden von der Kuratorin Charlotte Bank vorgestellt.
Das Filmprogramm des diesjährigen EMAF behandelt zahlreiche Inhalte und repräsentiert die experimentelle Medienkunst aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Getreu dem Motto: This Is Media Art.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Berlin zeichnet!"

Ausstellung vom 19.12.2010 bis 10.4.2011

Vom 19.12.2010 bis 10.4.2011 präsentiert die Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück die Ausstellung "Berlin zeichnet!", welche 22 aktuelle Positionen von Berliner Künstlern im Bereich der Zeichnung auf Papier zeigt. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag den 18.12.2010 um 20:00 Uhr statt.
Die Metropole Berlin zieht spätestens seit dem Fall der Mauer immer mehr künstlerische Kräfte an. Zahlreiche Künstler, aber auch Galerien konzentrieren sich in den vergangenen Jahren in Berlin, und auch die Museumsszene profitiert enorm von dem Aufschwung, den die Stadt genommen hat. Es sind große Namen, die Berlin immer wieder als Ort geadelt haben. Vor allem die junge Szene trägt zu einer neuen Virulenz der Stadt bei und überwindet damit den immer noch beklagten Mangel an großen Sammlern und Mäzenen. Die Ausstellung "Berlin zeichnet!" nimmt diese künstlerische Kraft zum Anlass, die unterschiedlichen Positionen zu befragen und vorzustellen.
Die Ausstellung möchte ein breites Spektrum an Künstlern, aber auch an künstlerischen Stilen abdecken. Das bedeutet auch, dass dadurch eine Zeitspanne in den Blick genommen wird, die nahezu 50 Jahre umfasst und somit Arbeiten aus den 1960er (mit aktuellen Überarbeitungen) ebenso zulässt wie frisch aus den Ateliers kommende Werke, deren Verfasser in den 1970er Jahren geboren wurden. Entscheidend für die Ausstellungskonzeption war in erster Linie die Bedeutung, die eine Künstlerin oder einen Künstler in der Kunstszene Berlins gewonnen hat. Somit herrscht ein gewisser Konsens mit den ausgewählten Künstlern, Sammlern und Galeristen über die Wertigkeit des Œuvres.
Der Begriff "Zeichnung" mag hier eher als Differenzierung zum malerischen Oeuvre verstanden werden. Stattdessen rückt das Arbeiten auf Papier als ureigenstes Medium, in dem sich Künstlerinnen und Künstler bis heute unmittelbar und direkt ausdrücken, in den Fokus. "Zeichnung" limitiert sich hier jedoch nicht auf den Grafit-Stift, auf Kohle oder Rötel, sondern meint im weitesten Sinne Arbeiten auf Papier. Dennoch liegt auch hier der Schwerpunkt auf einer zumindest intendierten Abgrenzung zur Malerei, die nicht einfach auf Papier übertragen oder reduziert sein soll. Das Direkte, das grafische Element, die zeichnerische Linie, die Freilassung von Fläche zugunsten der Linie - all das sind ebenso Kriterien für die Auswahl der präsentierten Exponate.
Wie keine andere Kunstrichtung hat der "kritische Realismus" in den 1970er Jahren die Berliner Kunstlandschaft geprägt, die in einer besonderen Kunsttradition stand. Dem großen Vorbild George Grosz ähnlich stellten der in der Ausstellung vertretene Wolfgang Petrick und die anderen Künstler der Gruppe "Großgörschen" mit veristischer Präzision die ungeschönte Wirklichkeit der Großstadt als Brennpunkt sozialer Auseinandersetzungen dar.
Anfang der 1980 Jahre waren es die "Jungen Wilden", die erstmals mit ihrer expressiven Verve die neue Lebensstimmung zwischen Mauer und Aufbruch thematisierten. Sie suchten eine ähnliche Freiheit wie einst die Brücke-Künstler. Künstler wie Rainer Fetting zählten zu den Begründern dieser "Heftigen Malerei", die gleichermaßen auch Anhänger in Köln ("Kölner Freiheit") und München fanden.
Klassische Themen der figürlichen Kunst, die den menschlichen Körper in seiner ganzen Fragilität formulieren, zeigen zunächst die Werke von Daniel Richter, Marc Brandenburg oder auch die wie ein seismographisches Barometer entwickelte Serie über Papst Johannes Paul II von Cornelia Schleime.
Neben den figurativen Positionen treten auch einige abstrakte Sichtweisen auf, die sich auf Raum, Farbe, Licht und Struktur beziehen. Hier sind es ebenso die suggestiven Farbarbeiten von Bernd Koberling, die tastenden Erkundungen von Raum und Zeit bei Beate Terfloth und Jorinde Voigt, die Linienvirtuosität von Hanns Schimansky, oder die streng architektonisch rhythmisierten Werke von Frank Badur, die die Bandbreite akzentuieren. Die Zeichnungen mit Altöl, farbigen Kreiden und Grafit, wie sie Jochen Stenschke formuliert, suchen ihrerseits einen Dialog zwischen emotionalem Erleben und der abstrakten Formel von Raum und Zeit.
Spätestens mit dem Fall der Mauer kommen nach und nach neue Kräfte in Berlin hinzu, die sich entsprechend in einer pluralistischen Stilvielfalt wiederfinden. Für diese neugewonnene Internationalität Berlins stehen beispielsweise Namen wie die Israelin Yehudit Sasportas, die Südkoreanerin SEO oder der Japaner Takehito Koganezawa.
Die Konzeption der Ausstellung nimmt diese unterschiedlichen Positionen in den Blick, ohne disparat zu sein. Mit ihren 22 Künstlern ermöglicht sie Einblicke in eine aufregende Kunstszene der neuen (Kunst-) Hauptstadt Deutschlands.
Bei der Ausstellung handelt es sich um eine Kooperation der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück mit Geuer & Breckner, Düsseldorf (www.geuerbreckner.de). Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Herausgeber: Geuer & Breckner, Düsseldorf), der auch für den internationalen Buchhandel vorgesehen ist.
Die Ausstellung wird kuratiert von Dr. Alexander Tolnay, ehemaliger Direktor des Neuen Berliner Kunstvereins, und Dr. Beate Reifenscheid, Direktorin des Ludwig Museums Koblenz.Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Die 22 in der Ausstellung vertretenen Künstler sind: Frank Badur, Marc Brandenburg, Rainer Fetting, Dieter Goltzsche, Jörg Herold, Bernd Koberling, Takehito Koganezawa, Jonathan Meese, Frank Nitsche, Wolfgang Petrick, Daniel Richter, Yehudit Sasportas, Hanns Schimansky, Cornelia Schleime, SEO, Malte Spohr, Jochen Stenschke, Beate Terfloth, Jorinde Voigt, Brigitte Waldach, Amelie von Wulffen und Ralf Ziervogel.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)
Die Kunsthalle Dominikanerkirche, Hasemauer 1, Osnabrück ist Dienstags bis Freitags in der Zeit von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr und Samstags und Sonntags von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet.
Für Feiertage gelten unter Umständen andere Öffnungszeiten nach einer Feiertagsregelung.

''Osnabrück zeichnet - 1900 bis 2010" - "110 Jahre Zeichenkunst aus Osnabrück''

Ausstellung vom 22.1.2011 bis zum 10.4.2011

Vom 22.1.2011 bis zum 10.4.2011 wird in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück und in der Stadtgalerie Osnabrück die Ausstellung "Osnabrück zeichnet – 1900 bis 2010" präsentiert. Die Ausstellung wird am 22.1.2011 um 18:00 Uhr in der Kunsthalle Dominikanerkirche durch Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler eröffnet. Die Einführungsrede hält die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Hamm.

Die Metropole Berlin hat vielfältigen kulturellen und künstlerischen Einfluss auf die sogenannte Provinz genommen und künstlerische Konzepte und Stilistiken vielerorts inspiriert, beispielsweise über den Klassizismus Johann Gottfried Schadows oder die auf die Renaissance Bezug nehmende Motivik Karl Friedrich Schinkels als auch über den radikalen Zeichengestus von George Grosz oder Ludwig Meidner. Ein großer Einfluss ging auch von den Neuen Wilden aus – etwa vom unbekümmerten neoexpressiven Zeichenstil eines Rainer Fettings oder den verstörend tabulosen Arbeiten Salomés zu elementaren Themen wie Angst, Gewalt oder Sexualität.
Diese Einflüsse sind höchst aktuell geblieben und lassen sich bereits auch sehr früh in der Osnabrücker Kunst nachweisen. Die von Berlin ausgehenden Impulse werden also stilistisch und motivisch an vielen Beispielen und Aspekten der Stadtgalerie-Ausstellung augenfällig. Somit steht die Ausstellung "lokaler Künstler" auch in einem direkten Bezug zur Hauptausstellung "Berlin zeichnet" in der Kunsthalle Dominikanerkirche.
Die Bilder sind allerdings mehr als nur die Zeugnisse von kunsthistorischen und aktuellen Kultureinflüssen. Denn sie entsprechen auch individuellen künstlerischen Entwicklungen und Stilistiken und sind mit globalen Kunstvernetzungen und -erfahrungen verbunden.
Ein weiterer Zusammenhang ergibt sich für die Osnabrücker Kunst durch die aktuelle Entwicklung in Berlin als junge Kunstmetropole. Berlin leistet aktuell nicht nur wieder einen wichtigen Beitrag zur intellektuellen Auseinandersetzung mit Bildender Kunst auf globaler Ebene, sondern zieht auch Künstler aus aller Welt an. Viele ehemalige Osnabrücker Künstler sind nach Berlin gezogen. Aber umgekehrt arbeiten auch Künstler aus Berlin in Osnabrück. Auch mit diesen Phänomenen beschäftigt sich die Ausstellung "Osnabrück zeichnet", die somit auch Künstler wie Friedel Kantaut oder Thomas Bühler, die heute in Berlin oder im nahen Umfeld der Metropole leben und arbeiten.
In der Ausstellung sind mit 42 Positionen wichtige Osnabrücker Künstler mit repräsentativen Bildbeispielen vertreten, unter anderem auch Felix Nussbaum. Neben den Schwerpunkten Landschaft und Porträt finden sich auch Interieurs, Stillleben, Ereignismotive und abstrakte sowie informelle Werke.
Das Spektrum reicht von frühen Landschafts- und Porträtzeichnern, die von der traditionellen akademischen Ausbildung und der Verbindung Osnabrücker Künstler zu Künstlern der Worpsweder Künstlerkolonie und der Landschaftsdarstellung niederländischer Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts beeinflusst sind, wie unter anderem Franz Hecker, bis zum Einfluss der Neo-Renaissancemalerei und des Klassizismus Berliner Künstler, der in Osnabrück unter anderem im Wirken des Zeichners und Malers Bernhard Feldkamp spürbar wird.
Die expressive und realistische, stark von Entwicklungen in Berlin unter anderem mit Bezug auf Musik und das Theaterleben beeinflusste expressive und neusachliche Kunst der 1920er und 1930er Jahre ist mit Reisemotiven und Darstellungen aus dem Kulturleben Osnabrücks vertreten (unter anderem Anna-Gela Krug von Nidda).

Die Zeit von 1933 bis 1945 ist dokumentiert durch die sogenannten Trümmerbilder der im Weltkrieg schwer zerstörten Stadt Osnabrück. Die Widersprüchlichkeit des künstlerischen Schaffens dieser Jahre kommt auch darin zum Ausdruck, dass Franz Josef Langer als Kriegsmaler der Deutschen Wehrmacht den Bildern der Zerstörung seiner Heimatstadt in einer Porträtserie die Gesichter von Kriegsgefangenen aus Russland gegenüberstellt. Diese Bilder und Langers Briefe in die Heimat dokumentieren allerdings auch das gewandelte Verhältnis des Künstlers gegenüber dem Nationalsozialismus, drei Jahre vor Kriegsende. Künstler wie Johann Brand oder Gerhard Sperling stehen für die frühe Nachkriegszeit und die verdienstvolle Nachkriegselite, die das Kulturleben in der schwer kriegszerstörten Stadt wieder aufleben ließ. Zahlreiche Zeichnungen dieser Künstler sind nicht nur Ausdruck einer düsteren Nachkriegsatmosphäre in Trümmerlandschaften, sondern sie sind auch Zeichen eines neuen Selbstverständnisses einer von staatlichen oder kommunalen Einflüssen autonomen Osnabrücker Kunst.
In den 1970er und frühen 1980er Jahren kommt es in mit dem Heraustragen kunstimmanenter und kulturrelevanter Fragen in die Öffentlichkeit zu einer Politisierung der Kunst in Osnabrück. Diese Phase, die ebenfalls in Zeichnungen der Ausstellung zum Ausdruck kommt, war verbunden mit einer Stärkung realistischer Tendenzen in Osnabrück und ging auch mit der Gründung entsprechender Künstlerzusammenschlüsse einher.
Im Verlauf der Auseinandersetzung um realistische oder abstrakte Positionierungen kam es dann im Verlauf der 1980er Jahren zum Auseinanderbrechen und zu Abspaltungen innerhalb der Osnabrücker Künstlerverbände oder -vereinigungen. Unter dem Einfluss von Abstraktion, Informell, Zero und Pop-Art sowie Graffiti, Neuer Medien und neuer Tendenzen innerhalb der Objekt- und Installationskunst hat die Kunstszene Osnabrück einen grundlegenden Wandel erfahren. Rudolf Englerts experimentelle Vorgehensweisen oder Klaus Kijaks und Friedel Kantauts Crossover-Konzepte stehen für dieses gewandelte Bild der Kunst "Made in Osnabrück." Doch auch auf die Umbruchzeit der späten 1980er Jahre mit den Vorgängen in Osteuropa und der Wiedervereinigung wird ein Fokus gelegt. Der Künstler Volker Köpp, der unmittelbar nach der Wiedervereinigung für einige Jahre in Osnabrück lebte und hier auch ein Atelier hatte, hat in einer Reihe Selbstporträts die "bleierne Zeit" (Köpp) und Drangsalierungen, die er in der DDR erlebt hatte, eindrucksvoll Ausdruck gegeben.
Unter dem Eindruck weltweiter ökologischer Krisen gibt es aktuell wieder eine Reihe von Künstlern, die sich mit elementaren Themen wie dem Klimawandel oder der Naturzerstörung oder ganz allgemein politische, wissenschaftliche oder soziale Vorgänge in der Gesellschaft reflektieren (Martin Lichtenberg, Werner Kavermann, Fritz Neidhardt).
Viele aktuelle, in der Präsentation gezeigte Arbeiten entstanden eigens für den Anlass der Ausstellung. Die Werke von Manila Bartnik, Friedel Kantaut, Werner Kavermann, Sebastian Osterhaus, Klaus Reincke, Shakti Singh und Patrick Voigt sind in der Stadtgalerie Osnabrück zu sehen.

(Pressetext der Stadt Osnabrück)

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