Ausstellungen im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück im Jahr 2013
''Phantastiken - Die Bauhäuslerin Lou Scheper‐Berkenkamp''
Ausstellung vom 20.10.2013 bis 9.2.2014
Einen umfangreichen Einblick in das vielfältige Gesamtwerk der Bauhäuslerin Lou Scheper-Berkenkamp (1901-1976) vermittelt das Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück, vom 20.10.2013 bis 9.2.2014, in der Sonderausstellung "Phantastiken - Die Bauhäuslerin Lou Scheper-Berkenkamp". Das für das Bauhaus wenig typische Oeuvre der Schülerin von Johannes Itten, Lyonel Feininger und Paul Klee gilt als weitgehend unbekannt.
Lou Scheper‐Berkenkamps Werk umfasst neben Malerei und Zeichnung auch Kinderbücher, literarische Texte, Entwürfe für Oskar Schlemmers Bauhaus‐Bühne und Farbgestaltungen von Innenräumen wie zum Beispiel in der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun. Ihre freien künstlerischen Arbeiten bewegen sich zwischen Phantasie und Wirklichkeit, Ironie und Melancholie.
Der intelligente Wortwitz Lou Scheper‐Berkenkamps zeigt sich besonders in ihren bunten "Bilderbriefen", die als ideensprühende Miniaturen aus Text und Bild ihre Freunde faszinierten und in der Ausstellung einen Eindruck von der Persönlichkeit der Künstlerin geben. Eine Auswahl von rund 100 Arbeiten auf Papier, eine digitale Präsentation einzelner Beispiele ihrer Farbgestaltungen sowie eine Hörstation vermitteln einen differenzierten Eindruck von dem weit umfassenderen Lebenswerk von Lou Scheper‐Berkenkamp, die mit dem Bauhauslehrer und Farbgestalter Hinnerk Scheper (1897 – 1957) verheiratet war.
"Lou Scheper‐Berkenkamp entwickelte eine sehr individuelle künstlerische Formsprache und schuf ein enorm facettenreiches Werk. Die Künstlerin vertrat die Auffassung, dass nicht alle Gestaltung funktionell zu sein hat. Deswegen entsprechen ihre freien Arbeiten nicht unbedingt dem heutigen Stereotyp vom Bauhaus als Architektur‐ und Gestaltungsschule. In ihren Farbgestaltungen hingegen manifestiert sich deutlich die Bauhaus‐Idee der Vereinigung der Künste im architektonischen Bau", stellt Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus‐Archiv / Museum für Gestaltung fest.
Katalog
Phantastiken. Die Bauhäuslerin Lou Scheper‐Berkenkamp.
Hrsg.für das Bauhaus‐Archiv Berlin: Renate Scheper
72 Seiten, 15 Euro, erhältlich im Bauhaus‐Archiv / Museum für Gestaltung Berlin und dem Felix‐Nussbaum‐Haus Osnabrück sowie im Buchhandel: ISBN 978‐3‐89946‐189‐3
(Pressetext der Stadt Osnabrück)
''nichts - und alles'' - Der De Stijl-Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart
Ausstellung vom 16.6.2013 bis 6.10.2013
Einen besonderen Höhepunkt des Osnabrücker Jahresprogramms zu Friedrich Vordemberge-Gildewart (v-g) setzt die Ausstellung "nichts – und alles" vom 16.6.2013 bis 6.10.2013 im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück und im Kulturgeschichtlichen Museum.
Der Ausstellungstitel ist einem Gästebucheintrag des in Osnabrück geborenen Künstlers Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899–1962, v-g genannt) entlehnt, der sich auch auf sein Werk übertragen lässt, das zugleich konkreten Ausdruck, gestalterische Komplexität und philosophische Überlegungen zur Ästhetik vereint. Über 60 Werke veranschaulichen v-gs Vielseitigkeit als Maler, Graphiker, Innenarchitekt, Typograf und Baugestalter.
v-g zählt zu den Pionieren konkreter Kunst und lässt sich als deutscher Vertreter dem Konstruktivismus zuordnen, der sich als internationaler Stil in den 1920er Jahren entwickelte. Er stand im regen Austausch mit verschiedensten Künstlerkreisen der Avantgarde, die nach dem Ersten Weltkrieg ihren Beitrag zur Erneuerung der Gesellschaft in der Kunst sahen. Früh begann sich v-g international zu vernetzen. So wurde er 1925 von Piet Mondrian und Theo van Doesburg in die niederländische Künstlergruppe De Stijl aufgenommen.
Im Blick der Ausstellung steht auch das künstlerische Schaffen in den Jahren des Exils. 1936 war v-g aufgrund seiner Kunstauffassung und der Tatsache, dass seine Frau Ilse Leda jüdisch war, gezwungen, seine Heimat zu verlassen. So zog er von Hannover nach Berlin und floh 1937 nach Amsterdam. Dort arbeitete er im Umkreis Max Beckmanns. v-gs Werke verloren trotz dieser schwierigen Zeit nichts von ihrer klaren Ausdruckskraft. Vielmehr sah v-g sein künstlerisches Schaffen unabhängig von der politischen Lage, und es gelang ihm sogar aus dieser Widerstandshaltung Energie zu schöpfen. Einzig sein berühmtes Gästebuch, das sonst stets seinen künstlerischen Austausch begleitete, bezeugt mit seiner Unterbrechung die schwierige Zeit des Kriegs. Erst 1947 nimmt er diese Gewohnheit mit den bedeutungsträchtigen Worten "10 Jahre nichts – und alles" wieder auf.
Nach 1945 gehörte er wieder zu den konsequentesten Verfechtern der Erneuerungsbewegung einer Kunst, die auf den Alltag ausstrahlen sollte. Aber erst nach der Berufung an die Hochschule für Gestaltung in Ulm durch Max Bill kehrt v-g nach Deutschland zurück. Sein internationaler Erfolg gipfelt schließlich in der Teilnahme an den Biennalen in Venedig (1952) und São Paolo (1953) sowie an der documenta in Kassel in den Jahren 1955 und 1959.
Die Osnabrücker Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Museum Wiesbaden und wird durch eigene Bestände des Felix-Nussbaum-Hauses ergänzt. Das Museum Wiesbaden verwaltet dank einer großzügigen Schenkung der schweizerischen Vordemberge-Gildewart-Stiftung (Rapperswil bei Zürich) den biographisch-künstlerischen Nachlass von v-g.
Mit der Übernahme dieser Ausstellung bietet sich die einmalige Gelegenheit, einen Teil des v-g Nachlasses in seiner Heimatstadt zu zeigen. Die Hängung im Felix-Nussbaum-Haus veranschaulicht durch die Nähe zur Sammlung Felix Nussbaum zudem, welche Bandbreite von Kunst von den Nationalsozialisten als „entartet“ verstanden wurde.
v-gs Oeuvre zeichnet sich durch eine besondere Sensibilität für das Austarieren von geometrischen Formen sowie der Nutzung intensiver Farbwerte aus. Zwischen dem Funktionieren der Einzelteile als je eigene Bildwelt und dem Zusammenspiel als Ganzes entstehen Spannungsfelder. Dieses Phänomen findet sich in den Ölgemälden genauso wieder wie in den Werbetypografien. Die Haltung des ganzheitlichen Kunstbegriffs wird verständlich, sobald Verfahren der konstruktivistischen „Hochkunst“ – zuvor in den Ölgemälden bewundert – ebenso in der Schaufenstergestaltung der Kaufhäuser und im Möbeldesign festzustellen sind. Zudem geben Aquarelle, Skizzen, Fotografien und Zeichnungen einen spannenden Einblick in das Schaffen dieser facettenreichen Persönlichkeit.
Besucher haben mit angebotenen Führungen die Möglichkeit, sich v-g als vielseitigem Künstler zu nähern. Wer auf eigene Faust die Ausstellung entdecken möchte, erhält mit Karten, die neben ausgewählten Werken zur Verfügung stehen, viele Detailinformationen.
Die Ausstellung wird im Rahmen des v-g-Jahres gefördert von der Sparkasse Osnabrück, Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V., Museums- und Kunstverein Osnabrück e.V., der Stiftung Hartwig und Maria-Theresia Piepenbrock, Klosterkammer Hannover, Landschaft Fürstentum Osnabrück
Museumspädagogische Angebote zur Ausstellung
Zur Vorbereitung des Besuchs der aktuellen v-g-Ausstellung und zur Einführung in das Leben und Werk v-g´s kann eine DVD mit dem Film "Von Millimetern und Geraden" beim Museumspädagogischen Dienst angefordert werden.
Regionale Beispiele der Anwendung des neuen Stils aus den zwanziger Jahren werden im Vergleich zur traditionellen Kunst betrachtet, und die neuen Gestaltungsmittel werden dabei mit Hilfe von Exponaten im Kulturgeschichtlichen Museum herausgearbeitet. Die Gemälde und Serigrafien v-g´s werden auf ihre Gestaltungsprinzipien hin betrachtet und Begriffe wie "Konstruktion" und "Komposition" geklärt.
In der Werkstatt im Akzisehaus zeigen großformatige Reproduktionen von El Lissitzkys "Geschichte von zwei Quadraten" die narrativen Qualitäten der Abstraktion.
Differenziert nach Altersstufen stehen in der Werkstatt verschiedene Materialien zur Verfügung, um eigene Bildkompositionen herzustellen: Für die dritte bis sechste Klasse gibt es farbiges Tonpapier und Tonkarton, Scheren, Lineale und Leim für Collagen. Für die siebte Klasse bis Oberstufe werden Zeichenpapier, Stifte und Kreide, Reproduktionen von Skizzen und Werkstattbüchern v-g’s und eine Druckpresse bereitgehalten.
In Gruppenarbeit wird ein eigener Plakatentwurf erstellt. Wenn ein weiterer Termin gewünscht ist, dient dieser Bildentwurf zur Vorbereitung des Werkstattbesuches im Museum Industriekultur. Dort erfolgt die Umsetzung des Entwurfs mit musealen typografischen Mitteln in einen A 3-Druck in der Druckwerkstatt des Museums Industriekultur im Piesberger Gesellschaftshaus.
Anmeldung und Information beim Museumspädagogischen Dienst
(Pressetext der Stadt Osnabrück)
''kreuzweis, etc… Dietrich Helms zum 80. Geburtstag'' - Eine Hommage
Ausstellung vom 10.3.2013 bis 12.5.2013
Vom 10.3.2013 bis 12.5.2013 findet im Felix-Nussbaum-Haus mit ''kreuzweis, etc… Dietrich Helms zum 80. Geburtstag'' eine Ausstellung zum 80. Geburtstag von Dietrich Helms statt. Sie stellt den Künstlerfreund und profunden Kenner des Werkes von Friedrich Vordemberge-Gildewart (V-G) anlässlich des diesjährigen Vordemberge-Gildewart-Jahres in Osnabrück vor.
Der 1933 in Osnabrück geborene Dietrich Helms kam durch Anregung des ebenfalls in Osnabrück geborenen, international renommierten Vertreters des Konstruktivismus, Friedrich Vordemberge-Gildewart, zur Kunst. Der inzwischen emeritierte Professor der Hochschule der Künste in Hamburg hat dessen Konzept der konstruktiv-konkreten Kunst weiterentwickelt. Er ist nicht nur als Künstler hervorgetreten, sondern ebenso als Anstifter künstlerischer Betätigung, Vermittler, Kritiker und Forscher. Dietrich Helms hat sich intensiv um die Rezeption Vordemberge-Gildewarts verdient gemacht, indem er das Werkverzeichnis und andere Standardwerke verfasst hat. Die Arbeit der Vordemberge-Gildewart-Stiftung im schweizerischen Rapperwil hat er entscheidend mitgeprägt.
Die Hommage wird den direkten Bezug seines Werks zu Vordemberge-Gildewart mit rund 50 Arbeiten der 1950er bis 1970er Jahre thematisieren. Gitterzeichnungen, Rautenbilder, Faltungen und die Paraphrasen zum "Schwarzen Quadrat" von Malewitsch stellen augenzwinkernd den Bezug zum Ausstellungstitel her. Gleichzeitig zeigen diese Arbeiten, die Helms nur "Sachen" nennt, die Nähe zur Kunstauffassung Vordemberge-Gildewarts und deren Weiterentwicklung. Die Präsentation rückt Vordemberge-Gildewarts Wandrelief von 1950, das als Initialzündung der künstlerischen Orientierung von Dietrich Helms gilt, in das Zentrum der Präsentation.
Im gleichen Zeitraum finden in der Galerie Renate Kammer in Hamburg, im Kubus in Hannover und im Museum Wiesbaden Ausstellungen zum 80. Geburtstag von Dietrich Helms mit anderen Schwerpunkten statt. In Wiesbaden wird der reiche Bestand von Werken Dietrich Helms’ parallel zur Ausstellung "nichts…. und alles. Der de Stijl-Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart" gezeigt. Der Kubus Hannover widmet den jüngsten Arbeiten eine Ausstellung, während der Dialog mit den Künstlerfreunden im Mittelpunkt der Ausstellung in Hamburg steht.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)