Ausstellungen im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück im Jahr 2009

"Hans Ohlms (1908 - 1988)" - Retrospektive

Ausstellung 2.8.2009 bis zum 27.9.2009

Vom 2.8.2009 bis zum 27.9.2009 wird die Retrospektive "Hans Ohlms (1908 - 1988)" des in Hannover geborenen Künstlers Hans Ohlms im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück / Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück gezeigt.
Der Künstler Hans Ohlms, der in Nordhorn tätig war, steht für eine Generation, die in der Literatur oft als die "verlorene Generation" beschrieben wird. Als Marinesoldat eingezogen, erlebt er den Zweiten Weltkrieg im fernen Griechenland - jenem Land, das die Kunst als Zentrum der humanistischen Bildung ansieht. Zurückgekehrt findet er in der kunsterzieherischen Lehrtätigkeit eine existenzielle Sicherheit, doch bleibt ihm die Kunst Berufung, das "schöpferische Arbeiten" ein geistiges Grundbedürfnis.
Die Werkschau, die Arbeiten aus sechs Jahrzehnten zeigt, verdeutlicht den Lebensweg einer Generation, die durch den Zweiten Weltkrieg der eigenen Lebensplanung entrissen wurde. Eine Generation von deutschen Soldaten, die sich nach der Rückkehr von dem Unaussprechlichen in die Normalität zu arrangieren sucht. Eine Generation, die im Glauben an die Ideale humanistischen Gedankengutes neu beginnen will. Dass es ihr gelungen ist, zeigen nicht zuletzt die Gedenkfeierlichkeiten in diesem Jahr zum 60-jährigen Bestehen der Bundesrepublik Deutschland.
Die Themen der Arbeiten von Hans Ohlms sind nicht politisch oder gesellschaftskritisch. Sie umkreisen das große Thema der "Odyssee". Ganz so, als ob Ohlms sich erlaubt, zumindest in seiner Kunst das Leben als "lange Irrfahrt" vor Augen zu führen. Inwieweit sich diese Vorstellung auch dem Betrachter entschlüsselt, wird sicher auch an dessen eigenen Erfahrungen gemessen werden. Die historische Dimension dieser Ausstellung liegt nicht nur an den Werken Ohlms, sondern auch am Ausstellungsort selbst. Denn im benachbarten Felix-Nussbaum-Haus werden die Werke des jüdischen Malers Nussbaum gezeigt. Einem Künstler, dessen Leben 1944 ausgelöscht wurde.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Die Verborgene Spur - Jüdische Wege durch die Moderne"

Sonderausstellung vom 7.12.2008 bis zum 19.4.2009

Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück begeht 2008 sein zehnjähriges Jubiläum und präsentiert zu diesem besonderen Anlass vom 7.12.2008 bis zum 19.4.2009 eine außergewöhnliche Ausstellung. Die Jubiläumsschau "Die verborgene Spur - Jüdische Wege durch die Moderne" widmet sich der Wirkung jüdischer Kultur und jüdischen Lebens innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte.
Die jüdische Erfahrung der Diaspora als örtlicher und kultureller Zerstreuung sowie ihr Einfluss auf das künstlerische Werk der Moderne bilden erstmals den Mittelpunkt der Betrachtung. Hierzu konfrontiert die Schau Werke aus der Sammlung Felix Nussbaum mit über 100 Exponaten namhafter nationaler und internationaler Künstler wie Marc Chagall, R.B. Kitaj, Mark Rothko, Max Liebermann, Rebecca Horn und vielen anderen. In ihrem Bildprogramm lassen sie sich mit der jüdischen Tradition, der Kunst der Moderne und der markanten Architektur Daniel Libeskinds auf einzigartige Weise verbinden und öffnen den Blick auf eine bislang "verborgene Spur".
Während des Rundgangs durch die labyrinthischen Räume des Museumsbaus wird der Betrachter für das Phänomen der Diaspora sensibilisiert und mit dem vielschichtigen Verständnis des "Ortes" im Judentum in Berührung gebracht. Von zentraler Bedeutung ist hierbei der Begriff "Makom" (hebräisch für Ort, Gebiet), der sowohl die Vorstellung eines genuin topografischen als auch eines abstrakten, spirituellen Ortes bezeichnet.
Das Ausstellungsprojekt ist eine vertiefende Reflexion hinsichtlich des bislang kaum beachteten Einflusses jüdischer Kultur auf die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Thema "Die verborgene Spur. Jüdische Wege durch die Moderne" folgt einer grundlegenden Erfahrung, welche die Tradition der jüdischen Kultur bestimmt: Das Leben der in Deutschland und anderen Ländern beheimateten Juden ist gekennzeichnet durch die Diaspora (von grch. Zerstreuung). Der Leitgedanke des Konzepts beruht auf der Einsicht, dass sich diese Erfahrung in der gesamten jüdischen Kultur bis heute in zahlreichen Zeugnissen niedergeschlagen hat.
Nachgegangen wird den Einflüssen, Wechselwirkungen, Brüchen und Wendungen jüdischer Wege über die Schtetl-Kultur und Exilerfahrungen bis hin zur Neufindung nach 1945. Die Unterteilung der Ausstellung in sechs Kapitel orientiert sich dabei an der jüdischen Geschichte vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Architektur des Felix-Nussbaum-Hauses spielt in diesem Ansatz eine bedeutende Rolle. Der Architekt Daniel Libeskind hat in etlichen Kommentaren zu seiner Architekturauffassung und speziell zum architektonischen Konzept des Felix-Nussbaum-Hauses auf die Inspiration verwiesen, die er aus jüdischen Texten bezogen hat.
Die Sichtbarmachung des Wirkens jüdischer Kultur auf die Entwicklung des Kunstschaffens wird durch die Beteiligung bedeutender Künstler sowohl jüdischer als auch nichtjüdischer Herkunft vielseitig erhellt. Mit Gemälden und Grafiken, Rauminstallationen und Videoarbeiten präsentiert die Schau eine große Bandbreite künstlerischer Positionen, die von Marc Chagall und Amedeo Modigliani bis hin zu William Kentridge und Yael Bartana reichen. Fragen zur Beziehung der jüdischen Tradition zur Schrift, ihr Verhältnis zum Bild, die Gottesvorstellung sowie das Spannungsfeld zwischen Rationalität und Mystik im Kontext aktueller Kulturvorstellungen gehören entsprechend zu den Schwerpunkten, die in der Ausstellung und dem begleitenden Katalog zur Diskussion gestellt werden.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

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