Gedanken von Kristian Niemann zu seinen Bildern

"Ornament konsumorientiert rot" - "Ornament konsumorientiert orange"

Kunst fürs Volk - Was soll der Aldi-Kunde mit einem Aldi-Droese?

Bei Aldi-Süd gibt es noch vor Weihnachten "echte" Kunst zu kaufen, MZ Kultur vom 14.11.2003

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Schon zu Beginn des letzten Jh., im Jugendstil, wurde das Schlagwort von der "Kunst für alle" geprägt. Die Kunst sollte nicht nur für alle verständlich, sondern auch für alle erreichbar sein. Die Erreichbarkeit hat sich im Jugendstil auf die Produktion billiger Massenware beschränkt. Der Kontakt des Konsumenten zur Kunst blieb auf den Kontakt zum Unternehmen beschränkt. Der Konsument war als Kunde nützlich. Die Kunst für alle wurde zum Kitsch für alle. Der Austritt der Kunst aus einer "sozialen Exklusivität" war in der Idee angestrebt, aber nicht realisiert worden; es wurde eher der Stil einer wohlhabenden Ober- und Mittelschicht, die sich zudem noch als geistige Elite verstand.

 

Jetzt ist noch nicht einmal mehr ein ideeller Ansatz spürbar.
Der Kultur-Konsum wird zum Kult stilisiert durch den Begriff der "Kunst fürs Volk" ist aber letztlich nichts weiter als "Kohle für den Unternehmer".

 

Der kunstinformierte Bildungsbürger wird gleich einen ganzen Stapel der Aldi-Droese-Billig-Kunst erwerben um den Nutzen eines eventuellen Mehrwertes auf dem Kunstmarkt für sich zu gewinnen. Allein für die Aldi-Billig-Droese handsignierten - "ich habe neun Tage lang signiert" F. Droese - Werke wird schon von daher ein großes Publikum in den neuen Kulturtempel Aldi strömen. Der weniger kulturinteressierte Bürger wird erst auf die Werke aufmerksam werden durch eine besonders laut wirkende Werbung. Der Kauf wird sich dann bei ihm nur danach richten, ob auch die weihnachtliche Stimmung getroffen ist, also Hirsch im Schnee mit Engeln und Kerzen oder Weihnachtsbaum mit Weihnachtsmann auf mittelalterlichem Weihnachtsmarkt. Doch für den Aldi-Umsatz reicht es ja, wenn es genügend Personenkult-Idolatrie-abhängig-Dumme gibt, die genau jener Aldi Strategie folgen, wie das Kaninchen dem Blick der Schlange.

 

Der einzige Lichtblick am Horizont ist eine evtl. aufbrechende Bereitschaft, den Kunstbegriff zur Sprache zu bringen.

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