Pressespiegel zu "Hand made in Germany"

Gildas Coudrais und Vincent Chudeau in der GALERIE schwarz | weiss

Humorvoller Blick auf deutsche Kultur

GALERIE schwarz | weiss präsentiert nach Umzug in Seminarstraße Doppelausstellung

Von Tom Bullmann Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 24.3.20012

 

Schon vor geraumer Zeit wurde die Schlecker-Filiale in der Seminarstraße geschlossen: Jetzt ist dort die GALERIE schwarz | weiss eingezogen. Zur Eröffnung gibt es eine Doppelausstellung: Der in Osnabrück lebende Gildas Coudrais und der in der Nähe von Osnabrücks Partnerstadt Angers lebende Vincent Chudeau zeigen aktuelle Arbeiten unter dem Titel "Hand made in Germany".

 

Dürfen Franzosen sich über die deutsche Kultur lustig machen? Ja, sagt sich Gildas Coudrais. Er lebt in Deutschland, hat unsere Lebensweise, unseren Geschmack studiert und so lange in sich aufgesogen, bis es ironische Kommentare setzte. In seinen großformatigen Bildern thematisiert er beispielsweise Herrschaftsinsignien: Ein Huhn, das in einem Pinkelpott steht, bekommt den Kopf des Deutschen Adlers aufgesetzt. Das Ganze wird in Bezug zu den Fleur-de-Lys gesetzt, den Lilienblüten als bekanntestem Symbol der französischen Monarchie. Da Coudrais auf Spiegel malt, bezieht er den Betrachter ein. Der wird Teil der Oberfläche, ohne oberflächlich zu sein.

Darüber hinaus tritt Coudrais in einen intensiven künstlerischen Dialog mit Vincent Chudeau. Der setzt sich mit dem Geschmack seiner Landsleute auseinander, indem er bei Haushaltsauflösungen gestickte Gobelins erwirbt, die Motive wie den "röhrenden Hirschen" zeigen – der eigentlich für typisch deutsch gehalten wird. Offenbar sind die ästhetischen Strickmuster einiger Deutscher nahe bei denen von bestimmten Franzosen. Jedenfalls schneidet Chudeau runde Rosetten aus dem Stickwerk, kombiniert diese mit kitschigen Kannen und Vasen sowie einem metallenen Fundstück zu illustren Readymades, mit denen er das berühmte "roue de bicyclette" von Marcel Duchamp kommentiert.

Glücklicherweise ist die Ausstellungsfläche der Galerie jetzt mehr als doppelt so groß wie in der Redlinger Straße, sonst hätte die Anzahl der Exponate stark reduziert werden müssen. Doch jetzt kommen die großen Bilder und die vielen kleineren Serien von Coudrais und Chudeau ausgezeichnet zur Geltung: "Es ist schade, dass wir nur einen zeitlich begrenzten Vertrag unterzeichnen konnten", erklären die Galeristen Brigitte Rieger und Ralf Böhnke. Weil Investoren am Platz ein großes Einkaufszentrum planen, können an dem Standort keine längerfristigen Verträge abgeschlossen werden. "Aber vielleicht können wir ja doch länger als ein halbes Jahr bleiben", hoffen die beiden, die wegen der Lage eigentlich lieber in der Redlinger Straße geblieben wären, sich nach dem Umzug aber gut mit den neuen Gegebenheiten anfreunden können.

 

GALERIE schwarz | weiss (Seminarstraße 35): "Hand made in Germany". Bilder, Fotos und Installationen von Gildas Coudrais und Vincent Chudeau. Bis 29. April, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sa. 10–14 Uhr, Infos unter www.galerie-schwarz-weiss.de

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