Keine Lust auf den Totentanz

Von Tom Bullmann Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 17.1.2007

 

"Situationen" heißt eine Ausstellung mit Werken des russischen Künstlers Arsentij Pawlow, die morgen in der Stadtgalerie eröffnet wird. Sie widmet sich hauptsächlich den Druckgrafiken des in Osnabrück lebenden und studierenden Künstlers aus St. Petersburg.

 

Ein Flötenspieler stimmt eine Melodie an, doch "Keiner wollte tanzen". Die so betitelte Lithografie steht exemplarisch für die dunklen Sujets, denen sich Arsentij Pawlow widmet. Die, die da nicht tanzen wollen, fürchten den Totentanz. Verzweifelt senken sie den Kopf, wenden sich ab. Auch der "Nachbar" einer anderen Lithografie scheint vom Leben gezeichnet, versinkt bekümmert in Missmut. Heiter und lebensfroh geraten Pawlows Menschen nur, wenn sie sich verstellen, zur "Maskerade" rufen.

 

Eine Vision des Menschen in der Großstadt will der Künstler schaffen. Seine Spurensuche gerät selten fröhlich, oft zwiespältig, bisweilen jedoch grotesk. Verstärkt wird die Aussichtslosigkeit des Zwischenmenschlichen durch die bildnerische Umsetzung. Fein ausgearbeitete Porträts und Gestalten verlieren sich in abstrakten Räumen und Plätzen. Gestisch frei gestaltete, zum Teil wie zufällig anmutende Flächen kontrastieren mit realistischen Elementen und bilden ein spannungsvolles Gegeneinander - Sinnbild für die psychische Zerrüttung und die Unfähigkeit zum Miteinander, die seine Figuren symbolisieren.

 

Seine Motive findet Arsentij Pawlow in Osnabrück, Paris und seiner Heimatstadt St. Petersburg. Sie bilden eine Ergänzung zu seinen Ölbildern, in denen er Stadtansichten malt: menschenleere Plätze vor dominierenden Fassaden. Wohnen hier die Menschen, die sich auf der Schattenseite des Lebens eingerichtet haben? Aber es gibt auch die positive Seite, das Helle, Freundliche in seinen urbanen Landschaften. "Ich will die unterschiedlichen Aspekte des Menschlichen darstellen", beschreibt Pawlow daher seine Intention. Es handele sich bei seinen Szenen nicht um konkrete Situationen, sondern um metaphorische Eindrücke.

 

1999 kam der heute 23-Jährige nach Osnabrück. Schon mit 15 besuchte er eine Kunstschule; die Ausbildung musste er aber wegen einer Verletzung und wegen seines Umzuges nach Deutschland abbrechen. Jedoch erhielt er hier umgehend Privatunterricht in Zeichnen und Malen. 2003 nahm er das Studium der Kunst und Germanistik an der Universität Osnabrück auf. Im vergangenen Jahr wurde er mit dem Piepenbrock-Kunstförderpreis ausgezeichnet.

 

Ergänzt wird die aktuelle Ausstellung in der Stadtgalerie, die mit weiteren Bilderschauen zum Schwerpunkt Grafik in Osnabrück korrespondiert, durch Arbeiten, die Pawlow auf Tapetenbahnen der Firma Rasch collagierte.

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