Am Ende der Übersichtlichkeit?
Neun Namen für die Kunst der Region: Die Arte Regionale V startet in einer Woche
Neue Osnabrücker Zeitung vom 2.8.2010
Format der Künstlerförderung, regionale Leistungsschau oder doch Kunstausstellung mit bundesweiter Beachtung? Die "Arte Regionale" entwirft sich mit jeder Ausgabe neu. Die fünfte Ausgabe startet am 7. August. Nie war eine "Arte Regionale" kleiner und exklusiver.
"Ich hatte schon manche lange Diskussion am Telefon", sagt André Lindhorst im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Ausstellungseröffnung. Der Leiter der Kunsthalle Dominikanerkirche lebt seit dem Votum der Jury am 23. April mit der Kontroverse. Die Kunstexperten hatten seinerzeit ganze neun Künstler für die Ausstellung in der Kunsthalle zugelassen – ein sensationell niedriger Wert (wir berichteten), der seinerzeit in der Osnabrücker Kunstszene für heftige Reaktionen gesorgt hat. Die Kriterien, nach denen die Teilnehmer der "Arte" ausgesucht werden, werden seit Jahren kontrovers diskutiert. Manche Künstler bewerben sich für das 1996 erstmals ausgerichtete Ausstellungsereignis nicht mehr. "Damit muss man rechnen", sagt André Lindhorst.
Er steht hinter dem Prozess, den das Kunstformat jetzt durchläuft. Die Ausstellung als reine Überblicksschau? Genau das kann es für Lindhorst nicht sein: "Dann hätten wir ja irgendwann eine Messe." Die erste Ausgabe der "Arte Regionale" habe 1996 gezeigt, dass es so nicht gehe. Mit immerhin 34 Künstlerinnen und Künstlern stellte die zweite Ausgabe von 1999 das umfangreichste Teilnehmerfeld. Mit Manfred Blieffert und Helle Jetzig haben zwei Künstler an allen vier bisherigen Ausgaben der Ausstellung teilgenommen. Sie gehören zu den bekannten Künstlern der Region, die in diesem Jahr nicht in der Ausstellung vertreten sein werden. Im aktuellen Feld ist Elisabeth Lumme wieder mit dabei – für sie seit 1999 die dritte Teilnahme.
Die Ausgaben drei und vier hatten 2003 und 2006 stattgefunden. Eigentlich hatte die fünfte "Arte Regionale" schon 2009 ausgerichtet werden sollen. Sie war mit Rücksicht auf das Varus-Jahr und die Großausstellungen "Bilderschlachten" und "Colossal" um ein Jahr verschoben worden. Das Ausstellungsformat "Arte Regionale" ersetzt seit 1996 die Überblicksschau, die der Bund Bildender Künstler (BBK) ausgerichtet hatte.
Trotz der Pause von vier Jahren geht Lindhorst optimistisch an das neue Projekt. "Ich will die Künstler überregional ins Gespräch bringen." Deshalb sei die Auswahl diesmal besonders streng ausgefallen. Die Jury nominierte Christian Bögelmann, Jörg Bussmann, Stephan Fischer, Frank Gillich, Elisabeth Lumme, Peter Möller, Sebastian Osterhaus, Joshua Sassmannshausen, Sascha Weidner und Christof Zwiener für die Ausstellung im Kirchenschiff der Kunsthalle. In Foyer und Forum werden Arbeiten von weiteren acht Künstlerinnen und Künstlern zum Thema "Nacht" gezeigt.
Daneben gibt es vertraute Formate. Als Kooperationspartner stehen eine ganze Reihe von Galerien und anderen Ausstellungsorten bereit – vom "Kunstquartier" des BBK bis zum Museum Villa Stahmer in Georgsmarienhütte, vom Ruller Haus bis zur neu gegründeten Galerie Letsah in der Süntelstraße. Zweites Begleitformat: die "Wochen der offenen Ateliers". 18 Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Arbeit am Ort ihrer Produktion. Das Gesamtpaket "Arte Regionale" kostet rund 30000 Euro. 14000 Euro aus dem Etat der Kunsthalle, 8500 Euro vom Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V., die restlichen Mittel von der Osnabrück-Marketing und Tourismus GmbH (OMT) – so rechnet André Lindhorst den Etat der "Arte Regionale" vor.
Weniger übersichtlich wird das Kunstangebot der Ausstellung ausfallen. Stile? Genres? Techniken? Für Lindhorst reicht das schon längst nicht mehr aus. "Wir geraten alle in den Strudel des großen Crossover", sieht der Kunsthallenleiter auch in Osnabrück das Ende einer Ära der regionalen Übersichtlichkeit gekommen. Trotz des kleinen Teilnehmerfeldes – die Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen nimmt mit der fünften "Arte Regionale" womöglich zu. Dies ist immerhin Lindhorsts Einschätzung. Noch vor der Eröffnung denkt Lindhorst daran, das Format künftig für Kooperationen mit Münster oder Enschede zu öffnen. Gleichviel. Lindhorst: "Die Arte Regionale bleibt eine Baustelle."
Osnabrück, KunsthalleDominikanerkirche und weitere Veranstaltungsorte:Arte Regionale V. Eröffnung: Sonnabend, 7. August,20 Uhr. Bis 3. Oktober