Bilder mit Klangaura

Hans Castrup zeigt "Kunst-Räume" in der GALERIE schwarz | weiss

Von Tom Bullmann, Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 26.11.2008

Frei gestaltete Klavierklänge und schmatzende Knetgeräusche schallen durch den Raum, verfangen sich in minimalistischen Rastern auf Leinwänden, die mit geometrischen Formen und expressiven Farbflächen kombiniert, abstrakte Kunsträume bilden. So stellt sich Hans Castrup die ideale sinnliche Wahrnehmung seiner Kunst vor.

 

Aus diesem Grund produzierte der Osnabrücker Künstler eine CD mit 24 Miniaturstücken zu den Bildern, die in seinem aktuell erschienenen Katalog mit Werken aus den Jahren 2004 bis 2008 abgebildet sind. Da sich die Aura von Bildern in der Regel allerdings nur vor den Originalen und nicht durch Reproduktionen oder Katalogabbildungen entwickelt, sollte man die assoziativen Klanglandschaften auf Castrups CD auch dort abspielen wo seine Originalwerke ausgestellt sind.
Das ist zurzeit möglich: In der GALERIE schwarz | weiss sind noch bis kurz vor Weihnachten zahlreiche Bilder Castrups zu sehen. Unter dem Titel "Kunst-Räume" entwickeln die nicht gegenständlichen Werke ihre Faszination – sogar ohne Sound.

 

Denn so, wie der Künstler mit den verschiedensten künstlerischen Techniken experimentiert und sie kombiniert, so sind die einzelnen Werke durchaus autark, um mit dem Betrachter in einen intensiven inneren Dialog zu treten.
Dabei hilft Castrup inhaltlich nicht weiter: Seine Bilder tragen keine Titel, die mögliche Assoziationsketten einschränken könnten. "Jeder einzelne Besucher findet einen anderen Zugang zu meiner Ausstellung", konstatiert er. Tatsächlich wirken Malerei, Fotografie und verschiedene Drucktechniken, die er einsetzt, äußerst komplex.

 

Auf hellem, mit geometrischen Linien strukturiertem Untergrund positioniert er beispielsweise Fotos aus seinem alltäglichen Umfeld, die genauso abstrakt wirken wie seine gemalten Bilder. Bisweilen benutzt er einen, dicken Pinselt mit dem er Acryl und Ölfarbe aufträgt, so dass ein reizvoller Abperleffekt eintritt. Seine spannungsgeladenen Kompositionen erinnern oft an imaginäre Landschaften - kein Wunder, denn Castrup betrachtet die Landschaftsmalerei als Grundlage für sein heutiges Werk.

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