Der Fuchs ist der Kontrahent des Hasen

Von der Internetseite: www.osnabrueck-kultur.de vom 18.2.2010

RIKI HAAS - "Wilde Häschen…und der Fuchs hält die Erinnerung in der Hand"


Malerei, Radierung und Collage
05.02. – 07.03.2010
Stadtgalerie Osnabrück, Große Gildewart

 

Es geht um das Wechselspiel von Kindheit und Groteske, Gewalt und Unschuld, Verniedlichung und Fremdheit, Projektion und Kovention.
Interview mit Riki Haas

 

* Was ist mit dem Titel der Ausstellung gemeint?
Der Titel impliziert, dass es um Geschichten geht. Die Erinnerung ist eine erlebte Geschichte, die sich aber auch aus fiktiven Elementen zusammengebaut hat. Wieviel der Erinnerung besteht aus real Erlebtem, wieviel aus Phantasie, aus gesehenen Fotos, aus Erzählungen, aus Gelesenem? Ich habe viele Ebenen gemischt. Biografische Erlebnisse,
Bilder aus Kinderbüchern, aus Comics, alte Fotografien von Tänzerinnen, Zirkusmenschen und über die Jahre gesammeltem Material fließen zusammen und ergeben neue Bilder und neue Erzählungen. Ebenso mischt sich ein Gefühl von Kindlichem und Erwachsenem. Meine Figuren sind manchmal beides. Der Fuchs ist der Kontrahent des Hasen.

 

* Wie ist der künstlerische Prozess?
Entgegen den gängigen Vorstellungen wie Künstler sein sollen, bin ich keine Person, die immer im Atelier ist. Also arbeite ich für ein bis zwei Monate im Atelier und dann beschäftige ich mich wieder Monate mit völlig anderen Dingen. Dabei entstehen neue Ideen, neue Eindrücke, neue Materialien. Ich sammel sehr lange. Im Kopf, notiere mir Gedanken, mache Skizzen, schreibe Geschichten auf, mache Fotos mit Freundinnen, die mir Model stehen. Aus dem ganzen Material skizziere ich direkt die Figuren auf die Leinwand oder die Kupferplatte ohne noch groß nachzudenken.

 

* In Südamerika und Afrika einige Jahre gelebt. Wo findet sich das in den Bildern wieder?
Ich denke in den Farben findet sich einiges wieder. Vielleicht haben die Bilder manchmal etwas von Folklore. Ich würde liebend gerne ein ganzes Arsenal an Folklore-Kleidern sammeln. In manch südamerikanischen Ländern ballert eine Farbe die nächste weg,
Hauswände in Pink, Kirchen in Himmelblau, knallbunte Stadtbusse, Märkte voll mit Kitsch aus Plastik. Im Gegensatz dazu die wahnsinnige Weite und Leere der Landschaften. Das wirkt so fantastisch, obwohl die Realität dort ja knallhart ist.

 

* Wie ist der Stil zu beschreiben?
Das überlasse ich lieber anderen. Die Rednerin meiner Ausstellungseröffnung ordnete die Arbeiten dem magischen Realismus zu. Eigentlich ein Literaturstil.

 

* Was ist das Besondere an den Bildern?
Das Besondere an den Bildern ist das Ambivalente von bunter, kindlicher Fröhlichkeit und starrer Zurückgezogenheit. Es gibt einen Bruch in den Motiven. Und genau zu diesem Bruch haben viele Menschen eine Assoziation… Man kann nicht genau wissen, worum es in den Erzählungen geht und das macht die Bilder meiner Meinung nach spannend, weil sie vieles offen lassen. Sie erwecken irgendwelche Gefühle und Gedanken.

 

* Was sollen die Betrachtenden mitnehmen?
Ich freue mich, wenn die Arbeiten Assoziationen wecken, etwas auslösen, so dass man sie nicht nur einmal kurz gähnend anschaut und vergisst.

 

* Künstlerische Wünsche für die Zukunft…Was kommt als nächstes?
Momentan schreibe ich meine Magisterarbeit. Das ist sehr anstrengend. Ich freue mich auf den Abschluss des Studiums. Geplant ist ein Umzug nach Berlin mit meinen liebsten Freund_innen. Ein Atelier suchen und schauen, wie ich mit der Kunst zurande komme. Davon leben ist, glaube ich, sehr schwierig. Ich würde gerne ein paar gute Ausstellungen
machen. Gut durch konzipiert und interessant gestaltet. Mit Zeit und Muße.

 

* Danke für das Gespräch.
Sonia Wohlfarth Steinert

nach oben | zurück | drucken