Ausstellungen im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück im Jahr 2010

Arbeiten für den Anbau des Felix-Nussbaum-Hauses schreiten voran

Felix-Nussbaum-Haus bis April 2011 wegen Umbau geschlossen

Die Arbeiten für den Anbau des Felix-Nussbaum-Hauses schreiten voran. Bis voraussichtlich April 2011 schließen das Felix-Nussbaum-Haus und der Museums-Altbau des Kulturgeschichtlichen Museums. Nur das "Haus der Erinnerung" (Kulturgeschichtliches Museum, Villa Schlikker), in der sich während der Umbauphase der Museumsladen befindet, bleibt auch während der Umbauphase geöffnet. Hier findet sich Interessantes aus der Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Neben der Dauerpräsentation und den Veranstaltungen zur Reihe "Topografie des Terrors" werden zusätzlich Wanderausstellungen gezeigt: bis zum 10. Oktober die Sonderausstellung "Hans Calmeyer und die Judenrettung in den Niederlanden", danach die Ausstellung "Von Kohle gezeichnet - Frauen im Bergbau", Fotografien von Dariusz Kantor.

Der Anbau des Felix-Nussbaum-Hauses, der wie das Museum selbst von Daniel Libeskind entworfen wurde, schafft einen neuen Eingangsbereich. Der neue Erweiterungsbau verbindet das Kulturgeschichtliche Museum mit dem Felix-Nussbaum-Haus, ohne dass das Grundkonzept des Felix-Nussbaum-Hauses verändert werden musste.
Der Anbau soll insgesamt 2.985.000 Euro kosten. Über 1.5 Millionen Euro sind Gelder der EU, die über das Land Niedersachsen in den Bau fließen. Die Stiftung Niedersachsen beteiligt sich mit 400.000 Euro, die Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte mit 450.000 Euro und die Stadt Osnabrück mit 600.000 Euro.
Die Bauarbeiten hatten Anfang dieses Jahres begonnen. In der Zeit der Schließung werden die wichtigsten Bilder Felix Nussbaums im Jüdischen Museum Paris gezeigt.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Das Bild der Townships" - Jürgen Schadeberg

Ausstellung vom 4.6.2010 bis 25.7.2010

Vom 4.6.2010 bis 25.7.2010, zeigt das Felix-Nussbaum-Haus die Ausstellung: "Das Bild der Townships" mit Fotografien von Jürgen Schadeberg.
Mit seinen Fotografien prägt Jürgen Schadeberg maßgeblich unser Bild der südafrikanischen Townships der 1950er Jahre. Während die Regierung die Apartheid-Politik entschieden vorantrieb, war Schadeberg mit seiner Kamera dort, wohin sich andere Weiße nicht trauten und erwarb Vertrauen in Jahren gegenseitigen Misstrauens. Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl seines Werks, das die Geschichte Südafrikas und den langen Weg von der Apartheid-Regierung zu einem demokratischen Staat zeigt.
Eine der im Felix-Nussbaum-Haus gezeigten Fotoserien entstand Ende der 1950er Jahre in Sophiatown. Hier existierte bis 1955 eine lebendige, multikulturelle Gemeinschaft, die berühmte Jazzmusiker und andere Künstler der damaligen Zeit anzog. Jürgen Schadeberg zeigt in seinen Bildern die Zerstörung dieses besonderen Ortes durch die erzwungene Umsiedlung seiner Bewohner. Eine zweite Serie umfasst Bilder der Gefängnisinsel Robben Island. Das Gefängnis, in dem auch Nelson Mandela 18 Jahre inhaftiert war, wurde 1961 eingerichtet und ist seit 1996 Museum und Gedenkstätte. Schadeberg fotografierte Mandela in seiner ehemaligen Gefängniszelle, als dieser 1994 noch einmal dorthin zurückkehrte.
Mit seinen Fotografien von hoher Qualität und Authentizität gelingt es Jürgen Schadeberg in dem kurzen Moment der Aufnahme die Gegebenheiten in Komposition, Ausschnitt, Personen und Geschichten in sich stimmig abzubilden und als ein "zeitloses Zeitdokument" einzufangen.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

"Fils de chien" - Pavel Feinstein

Ausstellung vom 21.2.2010 bis 24.5.2010

Das Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück zeigt, vom 21.2.2010 bis 24.5.2010, "Fils de chien", im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts "Der Hund ist auch nur ein Mensch. Beziehungsgeschichten!" Gemälde des in Berlin lebenden jüdischen Malers Pavel Feinstein.
Der Künstler widmet sich in seinen altmeisterlich wirkenden Stillleben und grotesken Genreszenen augenzwinkernd dem Verhältnis Mensch – Hund. Mit hintergründigem Humor stellt er das Verhältnis zwischen dem Menschen und seinem treuesten Begleiter in Frage.
Die Darstellung von Hunden in der Kunst ist ein Thema, dass die Künstler seit Jahrhunderten beschäftigt. Wie selbstverständlich nimmt der Hund seinen Platz in großen Meisterwerken der Kunstgeschichte ein. Seit der Frühen Neuzeit wird ihm ein eigenes Wesen zuerkannt, und in den Bildern wurde fortan die emotionale Bindung zwischen Mensch und Hund betont. Es entwickelte sich eine ganz eigene Ikonographie, in der der Hund vor allem für Liebe und Treue stand. Er konnte aber auch ein mächtiges Statussymbol sein.
Pavel Feinstein löst sich von den traditionellen Bedeutungen und gibt seinen Figuren und Gegenständen Raum für neue Interpretationen. In seinen Bildern ist das Verhältnis zwischen Mensch und Hund ist nicht mehr eindeutig positiv, sondern wird stets mit einem Augenzwinkern vorgeführt. Der Maler siedelt die Agierenden in unbestimmten Innenräumen oder landschaftlichen Szenerien an, die dem Alten Testament entlehnt sein könnten. Es geht dem Künstler um die Darstellung allgemein menschlicher Situationen und Konflikte, die den Rückbezug auf Literatur nicht leugnen, jedoch auch keine reinen Illustrationen sind. Die Kompositionen bleiben immer unergründlich und rätselhaft.
Die Ausstellung "Fils de Chien" mit Gemälden von Pavel Feinstein zeigt, dass jüdische Themen nicht immer mit dem Holocaust zu tun haben müssen und durchaus auch eine humorvolle Seite haben können. Feinsteins Bilder schaffen dabei eine Verbindung zwischen jüdischer Identität und hintergründigem jüdischen Witz. Darin sind sie den karikaturhaften Darstellungen des Hundes in einigen frühen Bildern Felix Nussbaums durchaus verwandt.
Die Bilder Feinsteins werfen verschiedene Fragen auf: Was vermag der Hund in der heutigen Zeit zu versinnbildlichen? Welche Rolle spielt der Hund speziell in der jüdischen Kultur? Wird aus dem Impuls des Lebens, Denkens und Gestaltens in jüdischer Tradition die Ikonographie des Bildes vom Hund um ein neues Thema erweitert?
Pavel Feinstein wurde 1960 in Moskau geboren. Eine erste künstlerische Ausbildung erhielt er an der Kunstfachschule im tadschikischen Duschanbe. Im Alter von 20 Jahren emigrierte Pavel Feinstein aus der Sowjetunion und ließ sich in West-Berlin nieder. Hier studierte er bis 1985 an der Hochschule der Künste, wo er Meisterschüler bei Prof. Gerhart Bergmann war. Seit 1986 waren seine Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem im Berlin, Düsseldorf, Bonn, Göttingen und Viersen. Der Künstler lebt in Berlin. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (29 Euro).
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

Malerin Käthe Loewenthal und Schwestern - Drei deutsch-jüdische Schicksale

Ausstellung vom 22.11.2009 bis zum 7.2.2010

Die Ausstellung "Die Malerin Käthe Loewenthal und ihre Schwestern - Drei deutsch-jüdische Schicksale", die im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück vom 22.11.2009 bis zum 7.2.2010 gezeigt wird, präsentiert Leben und Werk dreier Schwestern am Anfang des 20. Jahrhunderts: die Malerinnen Käthe Loewenthal und Susanne Ritscher und die Fotografin Agnes Schaefer. Aufgewachsen in einem aufgeschlossenen, modernen jüdischen Elternhaus gehen die drei Frauen eigene Wege in die künstlerische Selbstständigkeit. Bei den Unterschieden in der künstlerischen Technik findet sich Verbindendes vor allem in ihren Schicksalen. Der beginnende Nationalsozialismus bedeutete für ihr Leben eine unwiderrufbare Zäsur, einzig Susanne Ritscher überlebte den Holocaust.
Im Zentrum der Ausstellung steht die 1878 in Berlin geborene Käthe Loewenthal, die ihre künstlerische Ausbildung konsequent vorantrieb und zwischen 1890 und 1914 bei Ferdinand Hodler, Leo von König und Adolf Hölzel studierte. Ab 1910 wohnhaft in Stuttgart feierte sie vor allem hier in den 1920er Jahren ihre größten Erfolge. Aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten - bereits 1934 wurde sie mit einem Malverbot belegt - ist Käthe Loewenthal als Künstlerin nahezu in Vergessenheit geraten. Nicht nur ihr eigener Lebensweg wurde mit dem Tod in einem Konzentrationslager im polnischen Izbica 1942 beendet – auch der Großteil der Werke Käthe Loewenthals überstand den Zweiten Weltkrieg nicht. Ihr eindrückliches Landschaftswerk ist vorrangig in Pastellen und Aquarellen überliefert. Die zahlreichen Berglandschaften und Meeresbilder zeugen von der intensiven Auseinandersetzung mit den modernen Kunstströmungen ihrer Zeit und deren eigenwilliger Rezeption.
Ihre vier Jahre jüngere Schwester Agnes Schaefer lebte von 1909 bis 1919 in Hellerau in Dresden, einem Zentrum der Reformbewegung in Deutschland. Unter dem Einfluss der mit ihr befreundeten Erna Lendvai-Dircksen, die sich später mit ihren Werken wie "Das deutsche Volksgesicht" von den Nationalsozialisten vereinnahmen ließ, begann sie zu fotografieren. 1920 ließ sich Agnes Schaefer im Lette-Haus in Berlin zur professionellen Fotografin ausbilden. Um das Studium ihrer Kinder finanzieren zu können, wanderte sie 1923 nach Griechenland aus. Hier fotografierte sie nicht nur die Touristen der Kreuzfahrtschiffe, sondern auch Künstler und Gelehrte, Griechen in folkloristischen Trachten und Landschaften. Im Herbst 1933 brach Agnes Schaefer in die Berge Griechenlands auf und kehrte nicht mehr zurück.
Die jüngste Schwester Susanne Ritscher, geboren 1886, studierte Malerei in München und baute sich sehr früh eine selbstständige künstlerische Existenz auf. 1912 kaufte sie sich von ihrem selbst verdienten Geld ein Fischerhaus auf Hiddensee. Nach ihrer Heirat 1915 und der Geburt ihrer beiden Kinder konnte sich Susanne Ritscher künstlerisch kaum mehr betätigen. Eine Ausnahme blieben die regelmäßigen Sommeraufenthalte auf Hiddensee. Als sie 1944 deportiert werden sollte, tauchte sie nach einer Warnung und mit Hilfe ihrer beiden Kinder unter. Sie täuschte einen Suizid vor und konnte als einzige der drei Schwestern auf einem Bauernhof bei Zwiefalten auf der Schwäbischen Alb überleben. Später begann sie wieder zu malen, pflegte ihre Kunst jedoch mehr im privaten Rahmen.
Die Ausstellung zeigt neben den Werken Käthe Loewenthals erstmals auch eine größere Anzahl von Fotografien Agnes Schaefers sowie eine kleine Auswahl von Arbeiten Susanne Ritschers und erinnert somit nicht nur an das Werk einer bemerkenswerten Malerin, sondern zugleich an drei deutsch-jüdische Frauenschicksale der ersten Jahrhunderthälfte.
(Pressetext der Stadt Osnabrück)

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