Ausstellungen der Kunsthalle Dominikanerkirche im Jahr 2014

"Michael Beutler, Architekt – Etienne Descloux, Künstler"

Wiedereröffnung der Kunsthalle Osnabrück - Ausstellung vom 12.9.2014 bis 11.1.2015

Vom 12.9.2014 bis 11.1.2015 zeigt die Kunsthalle Osnabrück "Michael Beutler, Architekt – Etienne Descloux, Künstler" die Wiedereröffnung nach der erfolgden Renovierung.
"Wir haben alles, was nicht gebraucht wird, entfernt", sagte der Künstler Michael Beutler, "um die Kunsthalle zu dem zu machen, was sie sein kann." Vorhänge, Fensterfolien, Stellwände und andere Einbauten wurden abmontiert, um ursprüngliche Sichtachsen im Kirchenschiff und im Kreuzgang zu betonen. Mit diesem minimalistischen Konzept ist nach dreimonatiger Renovierungszeit nun, wie der Architekt Etienne Descloux sagte: "ein befreiter Raum" entstanden. Beutler und Descloux, haben für ihre Zusammenarbeit ihre Berufsbezeichnungen gewechselt.

Künstler und Architekt haben die Paneelen entfernt und das alte Holz zu Bänken aufgearbeitet, die nun in einer Länge von 110 Metern an den Wänden des Kirchenschiffes aufgestellt sind. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert sagte während eines Rundganges: "Sie haben etwas vom Alten in die Gegenwart mitgenommen und aufgehoben – das Material genutzt und weiterverarbeitet und es am Rande gleichsam ins Zentrum gerückt." Und die für Kultur zuständige Stadträtin Rita Maria Rzyski ergänzte: "Ich bin froh, dass die Künstler den Mut hatten, die Halle radikal zu verändern und neu anzufangen. So wird der Raum völlig neu erlebbar."

Ermutigt wurden die Künstler von der Leiterin der Kunsthalle, Dr. Julia Draganović: "Die Kunsthalle soll zu einem Ort der Entdeckungen werden. Die von Beutler und Descloux erstellten Bänke sind eine Einladung an die Besucher zu verweilen, denn die Installation und der Raum verändern ihre Wirkung mit dem Wechsel des Tageslichts." Die Bankinstallation, deren Holzplanken ihre Geschichte als ehemalige Hängeflächen mit ausgeschliffenen Nagellöchern und vielfältigen Arbeitsspuren der vergangenen 15 Jahre Ausstellungsgeschichte der Kunsthalle nicht verleugnen, besteht aus einem modularen System. Dennoch ist jedes handgeschliffene und mit Eisenoxiden gefärbte Holzstück ein Unikat, das mit dem Farbprogramm des Terrakottabodens und der Sandsteinsäulen korrespondiert. Die Bankinstallation erfüllt damit die Voraussetzung, auch für die Ausstellungen des nächsten Jahres als Ausstellungsarchitektur erhalten zu bleiben.

Draganović erläuterte auch das neue Beleuchtungskonzept, für das die alten Traversen entfernt wurden: "Wir arbeiten mit dem Tageslicht und verzichten dafür auf elektrisches Licht. Die aus den 60er Jahren stammenden farbigen Bleiglasfenster werden seit Jahrzehnten erstmals wieder unverhüllt präsentiert, so dass das Sonnenlicht ein Farblichtspiel in der Halle erzeugt." Für Abendveranstaltungen wird ein mobiles Veranstaltungslicht zur Verfügung gestellt. Einzelpersonen und kleine Gruppen können den Ausstellungsraum nach Einbruch der Dunkelheit mit einer von der Kunsthalle zur Verfügung gestellten Solarleuchte besuchen. Kreuzgang, Forum, Foyer und Artothek haben ihre elektrische Beleuchtung behalten und sind zu den gewohnten Öffnungszeiten und ohne Sonderausstattung zugänglich.

Das Spiel mit Einblicken und Blicksperren beginnt schon im Foyer. Beutler und Descloux haben eine Garderobe und einen Empfangstisch entworfen, die die Kunsthalle mit Sitzgelegenheiten fast in eine Lounge verwandeln. Zwei quadratische Einbauten, um jeweils zwei Pfeiler gebaut, stehen einander gegenüber und laden die Besucher durch runde Fenster und Türen zum Ausprobieren neuer Blickwinkel ein. Die Oberflächenoptik verrät die Hand Michael Beutlers – der Wechsel zwischen Naturholzstruktur und rot-schattiertem Flächenmuster entsteht durch die von Beutler gebaute und gern genutzte Farbmangel, die wie alle von Michael Beutler gebauten "Maschinen" manuell betrieben wird.

Neben den Langzeitinstallationen in Foyer und Kirchenschiff präsentiert die Ausstellung zwei temporäre Arbeiten: Für den Innenhof hat Michael Beutler einen runden, sich drehenden Kreuzgang geschaffen – das achte in der Serie der großen schwimmenden Drehtore, die Michael Beutler seit fast zehn Jahren baut. Die Osnabrücker Variante spielt mit der Idee des Wandelns durch einen Kreuzgang mit zentralem Brunnen und umlaufenden Fenstern und verschränkt in der Beweglichkeit die christliche Klostertradition mit der der buddhistischen Gebetstrommeln.

Mit der Wiedereröffnung der Kunsthalle startet auch ein neues Vermittlungsprogramm. Die herkömmlichen Führungen werden durch zahlreiche neue Formate ergänzt. Vermittlungsleiterin Christel Schulte hat das Team der Vermittler deutlich erweitert und diversifiziert. Nähere Informationen sind in Kürze auf der neuen Webseite der Kunsthalle unter www.osnabrueck.de/kunsthalle einsehbar.

(Pressetext der Kunsthalle Osnabrück)

24/7 - Egal wie alt oder cool du bist: Eine leere Küchenrolle ist immer ein Fernrohr!

Ausstellung vom 30.5.2014 bis zum 6.6.2014

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"24/7 - Egal wie alt oder cool du bist: Eine leere Küchenrolle ist immer ein Fernrohr!" Vierundzwanzig Stunden am Tag / sieben Tage die Woche: Ausgeräumt und bereit für die nachfolgende Renovierung öffnet die Kunsthalle Osnabrück am 30.5.2014 um 18:00 Uhr für eine Woche - (Tag und Nacht! Rund um die Uhr!) - ihre Tür.
Bis zum 6.6.2014 um 18:00 Uhr lädt das siebenköpfige Kunsthallenteam die Bürger Osnabrücks sowie Besucher von Nah und Fern ein, die Kunsthalle mit ihren eigenen Aktionen, Werken, Fantasien, Erfahrungen und Gesprächen zu füllen.
Das Team will den Ort für eine Woche zurück in die Hände der Eigentümer (ja genau, der Steuerzahler) geben, ohne dabei natürlich seinen Job zu vernachlässigen: Das Kunsthallenteam bleibt Haushüter, veranstaltet aber selbst kein Programm. Es möchte sehen und hören, welche Ideen und Erwartungen die Besucher mit ihm teilen möchten. Das kleine Team setzt dabei auf die Selbstorganisation der Gäste und stellt dafür die notwendigen Instrumente zur Verfügung. Wer die Kunsthalle bespielen will, kann sich in einen Online-Kalender eintragen und so seine Aktivitäten ankündigen. Und wer eine spontane Eingebung hat, der kommt einfach vorbei und schaut, ob und wann sie sich verwirklichen lässt. Müßiggänger und (Zu)schauer, Gesprächsfreudige und Ruhesuchende sowie jedwede Art von Neugierige sind dabei ebenso willkommen wie alle Kreativen. Vielleicht wollten Sie ja immer einmal mit dem Kunsthallenteam ins Gespräch kommen? Dafür haben Sie nun 7 Tage lang 24 Stunden täglich Gelegenheit.
Erlaubt ist alles, was die Kunsthalle nicht beschädigt, die Mitstreiter nicht belästigt und gesetzlich nicht verboten ist. Um diesen Freiraum zu garantieren und zu schützen erhält das Kunsthallenteam Unterstützung von den Freunden der Kunsthalle und einem Sicherheitsdienst. Für mitgebrachte Gegenstände und Kunstwerk besteht allerdings kein Versicherungsschutz.

(Pressetext der Kunsthalle Osnabrück)

"We the People of the United States ..." - EMAF 2014

Ausstellung vom 23.4.2014 bis 25.5.2014

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Die begleitende Ausstellung zum EMAF 2014:

"We the People of the United States ..." wird in diesem Jahr vom 23.4.2014 bis 25.5.2014 in der Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück zu sehen sein. Sie zeigt Objekte, Klangkunst, Lichtinstallationen und Videoprojektionen, die sich mit der alle Grenzen überschreitenden, digitalen Überwachung auseinandersetzen und die Beziehungen zwischen Macht, Wirtschaft, Kunst, Individuum und Gesellschaft intensiv beleuchten.
Der Titel des thematischen Schwerpunkts des EMAF 2014 und seiner Ausstellung ist dem einleitenden Satz der amerikanischen Verfassung. "We the People of the United States ..." entlehnt, die sehr früh mit "The Bill of Rights" einen Katalog der Grundrechte formuliert und garantiert hat. Diese Grundrechte sind in den letzten Jahren stark herausgefordert worden, seit bekannt geworden ist, dass staatliche und wirtschaftliche Institutionen flächendeckend in private und öffentliche Räume eindringen. Dem Schutz der Grundrechte ist der Generalverdacht gewichen, nicht normgerecht zu konsumieren und zu handeln.

Mit der Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück und zahlreichen anderen Ausstellungsorten umkreist das Festival die seit den ersten Edward-Snowden-Unterlagen immer wieder mit neuen Veröffentlichungen gestützten Diskussionen um das Themenfeld "Surveillance, Big Data". Dabei wird die Ambivalenz des Themas durchaus verhandelt, denn eine Gesellschaft wird kaum ohne Gewährleistung einer zivilen Ordnung und die Verhinderung von Straf- und Gewalttaten auskommen.

So widmen sich einige Künstler und Künstlerinnen dem Themenbereich der Überwachung und Daten-Abschöpfung - dieses allerdings ohne die, in jeder Nachrichtensendung und jedem Elektronik-Ratgeber angestimmte, Larmoyanz über das umfassende Monitoring unserer Daten. (u.a. Frank Thiel (D), Alexander Repp (D), Emilio Vavarella (USA))
Denkt man die Totalüberwachung eine Stufe weiter, kommt schnell die Erkenntnis, dass Kontrolle auch immer ein robustes Einschreiten nach sich ziehen muss, wenn die Kontrollierten gegebene Grenzen überschreiten. Folglich wird aus dem vormals demokratisch gedachten Internet ein globales Waffensystem, mit dem man Unliebsames unschädlich machen und in der letzten Konsequenz eine Waffe, eine Drohne als Vernichtungsgerät einsetzen kann. (u.a. Anke Eckhardt (D), Harun Farocki (D), Omer Fast (ISR/D), Christoph Wachter & Mathias Jud (CH), Franz Reimer (D))
Wer einen Bruch der Gesetze, zumal der Grundrechte, beobachtet – und sei es über die Medien – wird Zeuge der Tat. Auf ihn überträgt sich eine Verantwortung, die ihn verpflichtet einzuschreiten bzw. das Geschehen "zu melden". Unterlässt er es, macht er sich einer Mit-Täterschaft schuldig. Aus diesem Begründungszusammenhang legitimieren sich viele Protest- und Aktivismusformen. (u.a. Arash T. Riahi & Arman T. Riahi (IRAN), Hito Steyerl (D) Elena Artemenko (RUS))
Wo bleibt der Mensch in der vernetzten Welt? Welche Rolle spielen weltumspannende technische Infrastrukturen des Datenverkehrs bei der Aufrechterhaltung unserer Gesellschaftsformen und ihres Wohlstands, ist dieser riesige Apparat der industriellen Produktion von Menschen abhängig oder sind wir nur noch Anhängsel eines technologischen Systems, das sich im Grunde selbst nährt? Können wir ohne datenerfassende und bildgebende Maschinen noch erkennen? (u.a. Mischa Kuball (D), Michael Palm (D), Nora Peters (D))

"WE, THE ENEMY – leben unter verdacht!" Warum wir – kollektiv als verdächtig eingestuft – umfassend überwacht werden müssen, wie "Feinde" behandelt werden und gleichzeitig auch zu überwachenden "Feinden" mutieren, ist die Frage, mit der sich das European Media Art Festival vom 23.4.2014 bis 27.4.2014 in Osnabrück beschäftigt.
Wie weit geht die totale Kontrolle durch Überwachungskameras, GPS-Daten von Fahrzeugen und mobilen Endgeräten und Speicherung von Kommunikationsdaten? In seinem Roman "1984" hat George Orwell vor 65 Jahren eine Überwachungsdiktatur beschrieben, die heute längst in unserem Alltag angekommen zu sein scheint.
Zum Thema "WE, THE ENEMY – leben unter verdacht!" reflektiert das EMAF mit seinem umfangreichen Programm wie die aktuelle internationale Kunstszene auf die digitale Überwachung reagiert und welche Strategien der digitalen Selbstverteidigung gefunden werden können.

Während der Festivaltage bietet das EMAF in verschiedenen Kinos eine Bandbreite aktueller Filme und Videos sowohl von renommierten Künstlern als auch von jungen Talenten. Gezeigt werden Lang- und Kurzfilme, Animationen, Musik-Clips, Dokumentationen und Experimentalfilme. Darunter werden auch verschiedene Programme speziell zum Festival-Thema zu sehen sein.
In Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden werden sich Experten der Medienkunstszene und investigative Journalisten damit auseinandersetzen, wie die Überwachung, ihre Sprache, mediale Inszenierung und Architektur überhaupt funktionieren und wem sie eigentlich nützt.

Umfassende Nachwuchsförderung betreibt das EMAF auch in diesem Jahr mit dem Media Campus, bei dem Studierende deutscher und internationaler Kunst- und Medienhochschulen ihre Arbeiten präsentieren. Das Programm des Campus umfasst Workshops, einen Ausstellungsbereich sowie verschiedene Film- und Videoprogramme.

Für Entertainment und ausgefüllte Abende während des Festivals sorgt in diesem Jahr ein abwechslungsreiches Spätprogramm mit Live Performances, Partys und Soundprojekten, die akustisch und visuell für Stimmung sorgen werden. In diesem Jahr ist dabei eines der Highlights der "Audiovisuelle Salon" in der beeindruckenden Kulisse der Osnabrücker Bergkirche!
Auf dem EMAF werden im Bereich des Film- und Videoprogramms der »EMAF-Award«, der »arte creative Newcomer Award«, der »Dialogpreis« des Auswärtigen Amtes und der »EMAF-Medienkunst-
Preis der Deutschen Filmkritik« vergeben. Die Preisverleihung findet am Sonntag Abend in der Osnabrücker „Lagerhalle“ statt.

(Pressetext des EMAF)

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