Projektionen aus der Sprühflasche

in der Westfälische Nachrichten vom 30.1.2008

 

Tecklenburg. Er stammt aus der Region und zeigt sozusagen um die Ecke, was er kann. Sebastian Osterhaus (26) präsentiert in der Osnabrücker
GALERIE schwarz | weiss (Redlingerstraße 4) Malereien und sechs großformatige Handzeichnungen. Letztere spiegeln das wider, was Osterhaus auch malerisch macht.

 

Die Verunklärungen und Diffusionen ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Arbeiten von Sebastian Osterhaus, mal intensiv verschwommen, ein anderes Mal hyperrealistisch überspitzt dargestellt. Wie verwackelte Negativaufnahmen oder Projektionen aus der Sprühflasche könnte man die Bilder in wenigen Worten beschreiben.


Der Dresdener Kunststudent Sebastian Osterhaus hat sich – inspiriert durch die neorealistischen Fotomalereien des international renommierten Künstlers Gerhard Richter – mit der Malerei nach fotografischen Vorlagen auseinandergesetzt. Auf der Suche nach neuen malerischen Möglichkeiten ist die Untersuchung von (un)sichtbarer Wirklichkeit und Selbstreflexion in seinem Arbeitsprozess unvermeidlich.


Der junge Künstler, der seit Oktober 2007 an der renommierten Hochschule für Bildende Künste Dresden studiert, entwirft unter der Verwendung fotografischer Negativvorlagen skurril und mystisch anmutende Ebenenlandschaften. So spielen sich die malerischen Szenerien von Sebastian Osterhaus auf mehrschichtig entwickelten Wahrnehmungsebenen ab. Stets versucht sich Sebastian Osterhaus der seriellen Produktion thematischer aufeinander folgender Zyklen zu entziehen.


Diese Malerei lässt keine seriellen Einschränkungen zu, sondern gewährt der gesamten Umwelt Einlass. Scheinbar unwillkürlich wählt der Künstler seine Sujets aus. Aus Zeitungen, Illustrierten oder privaten Fotosammlungen stammen die ausgewählten Motive für seine Vorlagen, die durch grafische Ergänzungen zu seinen stiltypischen Szenarien umgewandelt werden. Nostalgie – in der Auseinandersetzung mit einem Sujet erzeugt Sebastian Osterhaus traumhafte, wie in einem Nebel eingetauchte Sequenzen, die Spuren nostalgischer Träumerei gewähren.


Bei den Werken des Malers handelt es sich um eine Darstellung einer in sich verkehrten Welt. Wichtig im Arbeitsprozess des 26-jährigen Sebastian Osterhaus ist die Symbiose aus Fotografie, Computergrafik und der klassischen Gattung der Malerei, die er in seinem komplexen Arbeitsprozess miteinander kombiniert und kooperieren lässt.


"Die Malerei ist auch im 21. Jahrhundert unerschöpflich", betont der experimentierfreudige Kunststudent Sebastian Osterhaus. Es geht ihm um die Untersuchung von Nichtsichtbaren und scheinbarer Wirklichkeit, des Verborgenen in der untergründigen und unergründlichen Schattenwelt des Menschen. Um den Betrachtern das Sehen zu erleichtern, verfasst der Kunststudent seine Faktur in eine höchst narrative Realismussprache, die zu einer wahren Expedition der Wahrnehmungserkennung einlädt.

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