Albträume von Frauen und Hirschen

Von Tom Bullmann Osnabrück im Feuilleton der Neue Osnabrücker Zeitung vom 13.5.2009

 

Einmal mehr zeigt die Galerie schwarz | weiss Werke von Sebastian Osterhaus. Der in Ibbenbüren geborene Künstler studierte in Osnabrück, wechselte dann an die Kunstakademie in Dresden. Dort entstanden die Bilder, die jetzt unter dem Titel "The horror in me, is the horror in you" zu sehen sind – düstere Fantasiewelten, in denen der Mensch in einen Dialog mit grotesken Kreaturen tritt.

 

Vor einem drastisch-dunklen Hintergrund steht ein Mann wie eine Lichtgestalt, hell, fast transparent. Vor ihm liegt ein Rinderkadaver, eine Art Totenhase lugt dahinter hervor. Eine Micky Maus in Unterhose hält den Schwanz des toten Rindes, daneben liegt eine Dose, auf der drei Blindenpunkte appliziert sind.

 

Vorbei sind die Zeiten, in denen Sebastian Osterhaus mit grellen Farben arbeitete und seine Faszination für Rock- und Popmusik sowie für Comics in seinen Bildern umsetzte. Was seinen Stil aber schon immer bestimmte, war die Gratwanderung zwischen Realismus und Abstraktion. Auch seine aktuellen Arbeiten bewegen sich auf diesem Grat, doch kommt heute ein starker Drang ins Surrealistische hinzu. Träume und Albtraumszenarien scheinen seinen künstlerischen Duktus zu beeinflussen.

 

"Konfrontation" nennt Osterhaus ein Werk, in dem eine liegende Frau eine Symbiose mit einem mächtigen Hirsch eingeht, der sich wiederum seinem natürlichen Feind, dem Bären, entgegenstellt. Der erscheint allerdings in Gestalt eines Teddybären, dessen böse Züge ihn zum Gegenteil eines Schmusetiers machen. Tiefenpsychologisch ausgesprochen ergiebig erweist sich das Werk, dem der Künstler weitere Bedeutungsebenen hinzufügt, indem er es nachträglich mit einem dicken Filzstift bearbeitete. Totenköpfe und vielerlei skurrile Gestalten zeichnete er in das Ölbild, die wie eine Mischung aus Karikatur, Kinderzeichnung und schnell erstellter "Kritzelei" daherkommen, wie sie in der Street-Art obligatorisch sind.

 

Aus gutem Grund heißt die Ausstellung im Untertitel "Von grotesken Fantasiewesen und bizarren Farbwelten". Der Horror findet aber nicht nur in den großformatigen Ölbildern statt, sondern auch in Lithografien mit ähnlicher Motivik. Originaldrucke sowie nachträglich mit Farbstiften bearbeitete Makulaturen zeigen Gestalten in surrealistischen Kontexten – wie die üppige Frau, die vor einer Geburtstagstorte mit Kerzen liegt, die allerdings die Form eines Hautsegmentes aufweist, wie man sie aus medizinischen Lehrbüchern kennt... und der Tod schaut zu.

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