Information und Unterhaltung im Streit einige Fragen und ein Klavier schauen zu

Laudatio auf Bayern2Radio am 16.5.2008

von Sabine Himmelsbach, Leitung Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg

 

Das Stück gibt ein schnelles, hektisches Tempo vor. Eine durch den Computer verfremdete Stimme macht eine Ansage, rhythmische Klangfragmente überlagern sich, wechseln einander ab und erzeugen eine spannungsreiche Komposition. Neben den musikalischen Fragmenten tauchen auch Text- und Sprachfetzen auf, die Konversationen andeuten oder Meldungen und Nachrichten sein könnten. Sie bleiben jedoch fragmentiert und deshalb ohne weiteren Sinnzusammenhang.

 

Konfrontiert mit diesen Klang- und Sprachelementen – nicht zu identifizierende Sprache, teils extrem technisch verfremdet und verzerrt, Klavierakkorde und andere Klänge – eröffnen sie für den Zuhörer ein weites Feld von Assoziationen. Alles scheint etwas zuviel zu sein – ein zuviel an täglichem Input, ein zuviel an verbaler Kommunikation, ein zuviel an zu verarbeitenden akustischen Eindrücken – die hier verarbeitet werden müssen.

 

"Information und Unterhaltung", so der Titel des Stücks von Hans Castrup, setzt die Informationsflut der heutigen Mediengesellschaft gekonnt in Szene bzw. macht sie klanglich erfahrbar. Die Kombination von Information und Unterhaltung hat sich heute unter dem Begriff des Infotainments als eigenes Format etabliert – willkommen im täglichen Mix von Information und Unterhaltung, der alles zur gleichen Zeit bieten will und der letztlich nur noch Fragmente liefert. Das Hörstück von Hans Castrup ist eine Parabel auf die Datenflut des heutigen Medienalltags.

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