Afrikanische Kunst

Innerhalb der Kunstgeschichte wird mit afrikanischer Kunst dasjenige bezeichnet, was als Schöpfung der Volksgruppen Schwarzafrikas, die südlich der Sahara leben, gilt. Die Werke Nordafrikas — einschließlich Ägyptens Pyramidenkunst - fallen mithin nicht darunter. Wie in Europa sind die frühesten Zeugnisse Felsbilder in weiten Teilen Afrikas, die bis in die jüngste Zeit von Hirten- und Jägervölker hergestellt wurden. Auffallend ist, dass die Felsbilder immer kleiner und weniger exakt werden, je jünger die Entstehungszeit ist.


In Südafrika wird die Felsbilderkunst allgemein als Buschmannkunst bezeichnet. Der Stil dieser Malereien und das dargestellte Leben entsprechen dem Typus der jüngeren Steinzeit. Bei Szenen von Überfällen und Schlachten lassen sich deutlich Buschmänner — kleine Statur, in Gelb, Rot oder Braun — von Bantus — große Statur, meist schwarz gemalt, mit Schild und Speer ausgerüstet — unterscheiden.


Hinsichtlich der Kunstformen ist die bildende Kunst Schwarzarfrikas, wie ursprünglich in allen Teilen der Welt, im wesentlichen von religiös-gesellschaftlichen Aufgaben geprägt. Profane Zweckbestimmungen sind die Ausnahme. Das wesentlichste Charakteristikum der afrikanischen Kultur ist ein ausgeprägter Ahnenkult.


Um diese im Jenseits lebenden Ahnen greifbar um sich zu haben, wird ein Abbild des Verstorbenen, die Ahnenskulptur, geschaffen. An sie kann der hier lebende Mensch seine Gebete richten, vor ihr oder über sie kann er seine Opfer niederlegen oder ausschütten. Denn der Ahne braucht die Nahrung der Lebenden im Jenseits, wo er nicht verköstigt wird.
Neben den Ahnenfiguren werden noch verschiedene Skulpturen hergestellt, die eine Bewachungs-, Schutz-, Abwehr-, aber auch Angriffsfunktion erfüllen und meist unter dem Begriff Zauberfiguren oder der heute als veraltet empfundenen Bezeichnung Fetisch zusammengefaßt werden. In ihrer Funktion entsprechen sie häufig den Schutz- oder Heiligenfiguren christlicher und anderer Religionen, erfüllen darüber hinaus aber auch gelegentlich malevolente Züge, deren Bearbeitung etwa mit Nägeln Lähmung oder Vernichtung des Opfers bewirken sollen. Es handelt sich also in der Regel um magisch wirkende Figuren oder Objekte — im Gegensatz zu den Ahnen- und anderen Kultfiguren, die gewöhnlich Wesen des Jenseits, also Götter, Ahnen oder Geister versinnbildlichen oder beherbergen.


Gerd H. Reitzig, Vorsitzender des Kunstvereins "WIR" e.V. Fürstenau

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