Ihr seid doch allesamt Tiere

Einführung zur Ausstellung "Ihr seid doch allesamt Tiere" - Sebastian Osterhaus am 1.10.2010 in der GALERIE schwarz | weiss

Herr André Lindhorst, Leiter der Kunsthalle Dominikanerkirche und Kurator

 

Wir alle, ob die Osnabrücker Galerien, oder die städtischen Kuratoren suchen ja immer nach neuen Entdeckungen.


Und zurzeit ist die Szene, wie ich finde im Aufbruch und es gibt viele neue Talente in der Region zu entdecken. Es gibt einen Generationenwechsel mit einigen sehr starken Künstlern, die auch überregional und international mithalten können.
Ich habe Sebastian Osterhaus erst durch den Kontakt mit der GALERIE schwarz | weiss kennen gelernt. Aber je mehr ich mich mit ihm beschäftigt habe, umso intensiver und stärke gefielen mir seine Arbeiten.


Ich finde es ganz bemerkenswert, dass hier aus der Region heute so interessante Künstler wie Sebastian Osterhaus und einige andere Talente kommen, die jetzt in Berlin, Dresden, Hamburg oder im Ausland Karriere machen und die auch hier in Osnabrück, wenn wir sie in Ausstellungen zeigen, das Publikum überraschen.
Es sind neue Namen und mit ihnen geht die Kunst hier in der Region auch frische und neue Wege.

 

Aber zu Sebastian Osterhaus: Er ist 1981 in Ibbenbüren geboren und hat an der Osnabrücker Universität von 2003 – 2007 Kunstgeschichte, Kunstpädagogik und Kunst studiert.
Danach ist er nach Dresden an die Hochschule für Bildende Kunst gegangen und studiert in der Klasse von Professor Peter Bömmels.
Er lebt und arbeitet aber an beiden Orten, wie ich seiner Biografie entnommen habe, in Osnabrück und in Dresden.

 

Künstlerisch inspirieren ihn, wie er selbst sagt, unterschiedliche Positionen – Gerhard Richter beispielsweise oder Sigmar Polke und, vor einigen Jahren auch Neo Rauch.
Die Kompositionen und Motive seiner Bilder bereitet er vor, indem er Collagen aus Versatzstücken eigener Fotos zusammenstellt oder zum Beispiel auch aus Zeitungsartikeln oder Zeitschriften collageartige Vorarbeiten zu seinen Gemälden fertigt.
Außerdem ist Osterhaus nicht nur Maler und Zeichner, sondern er ist auch Fotograf und Grafiker.

 

Sebastian Osterhaus hat mir ein paar Sätze geschrieben, die ich ganz bemerkenswert fand. So sagt er, dass die handwerklichen Fertigkeiten bei ihm eine große Rolle spielen.
Und die handwerkliche Voraussetzungen, die er sich über die Jahre angeeignet hat, würden ihm inzwischen auch ein großes Feld zum experimentieren eröffnen.
Interessant fand ich auch eine andere Anmerkung von Sebastian Osterhaus. So sagt er: "Da ich Kunstgeschichte studiert habe und in Dresden an der Hochschule der Bildenden Künste arbeite, steht mir ein riesiger Pool an Inspiration zur Verfügung. Und deshalb weiß ich, was andere Künstler vor mir schon gemacht haben. Und so weiß ich auch, was ich nicht machen sollte, da es schon tausend Mal in der Kunst durchexerziert wurde."

 

Sebastian Osterhaus ist zurzeit gleich drei Mal in Osnabrück präsent.
In der "arte regionale 5" in der Kunsthalle Dominikanerkirche hängen noch bis Sonntag einige Gemälde von ihm.
Die GALERIE schwarz | weiss zeigt Osterhaus in einer Einzelausstellung mit großformatigen Leinwänden und einer Reihe kleinerer Handzeichnungen aus den letzten zwei Jahren. Und in der Ausstellung "Walking the dog", die die Kunsthalle ab dem 15.Oktober präsentiert, werden wiederum Arbeiten von Sebastian Osterhaus zu sehen sein.

 

Ich denke, dass Interesse an dem Maler, Zeichner und Fotografen Sebastian Osterhaus kommt nicht von ungefähr.
Die Jury der arte regionale jedenfalls war nicht nur verblüfft über die handwerkliche Perfektion und hat sich für die Mischung der Werke, die Sebastian Osterhaus eingereicht hat und die aus so unterschiedlichen Techniken wie klassischer Malerei, kombiniert mit Eddingzeichnungen, Siebdruck und Stilistiken, die Bezüge zu Graffiti und Street-Art-Kunst bestehen, regelrecht begeistert.
Was die Jury der arte regionale und mich selbst an den Bildern von Sebastian Osterhaus aber ganz besonders faszinierte hat, sind diese eigenwilligen und "merkwürdigen" ineinandergreifenden Bezüge von Literatur, Kunstgeschichte, Tagesaktualitäten mit ihren Verbindungen zu Mythen, Märchen, Träumen und alptraumhaften Situationen.
Mit diesen ebenso faszinierenden wie stark verrätselten Kompositionen fordert Osterhaus natürlich den Betrachter. Denn das ist keine leichte Kost im Schnelldurchgang durch die Ausstellung. Da bleibt etwas hängen! Man spürt, das, was ich da vor mir sehe, hat etwas mit mir zu tun.

 

Das der Künstler aber nicht nur unsere Zeit in den Blick nimmt, sondern einen sehr viel komplexeren Blick auf menschliches Handeln wirft, hat schon vor einiger Zeit die Kunstwissenschaftlerin Josephine Brückner über Sebastian Osterhaus Bilder geschrieben. Ich zitiere: "In den Bildern von Sebastian Osterhaus werden die Grenzen von Zeit und Raum überschritten und die einzelnen Ebenen kreuzen sich so, dass die Geschichten ineinander fließen und dabei ein vollkommenes Ganzes bilden."

 

Der Betrachter wird nicht alles enträtseln können, da geht es mir nicht anders als dem Kunstpublikum, aber darum geht es auch gar nicht – schließlich ist Kunst kein Kreuzworträtsel.
Aber es gibt Ansatzpunkte, um in Osterhaus Bilder einzudringen. Auffallend ist, dass er sich mit dem Menschen befasst (selbst wenn er ihn als Tier "kostümiert") und spürbar ist auch, dass es um Identität und um Bedrohungen geht, um Schieflagen in der Gesellschaft vielleicht.
Stellt Osterhaus Tiere da, so stehen diese oft für Rollen- und Charakterbilder von Menschen. Er sagt selbst dazu: Mit der Darstellung von Mensch-Tier-Wesen beschreibe ich in sich verkehrte Bilder von Gesellschaft, Tagesgeschehen, Politik und Zeitgeschehen.

 

Wir haben heute Abend den Künstler in der GALERIE schwarz | weiss zu Gast. Nehmen sie die Gelegenheit beim Schopf. Fragen sie, diskutieren sie.

 

Ich freue mich, dass Sebastian Osterhaus auch wieder in der Kunsthalle zu sehen sein wird und lade sie heute schon herzlich ein zu unserer Ausstellungseröffnung "Walking the dog" am 15. Oktober um 18 Uhr in der Kunsthalle Dominikanerkirche.

 

André Lindhorst, 1.10.2010

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