Südafrikanische Keramik-Kunst

Geschichtliches und Mythologisches

 

Der Töpferton, der als der älteste, einfachste sowie ärmste und reichste unter allen Werkstoffen bezeichnet werden kann, bietet sich zunächst in formlosem Zustand dar. Die Arbeit des Töpfers oder der Töpferin besteht nun gerade darin, einer Materie, der es anfangs völlig daran gemangelt hat, eine Form zu verleihen. Das Eigentümliche der Töpferei beruht darauf, dass der Handwerker und/oder Künstler unter Benutzung des Feuers Weiches in Hartes transformiert.
Archäologische Funde bestätigen es, dass durch Aushöhlen eines Tonklumpens oder durch Formen mit der Hand in vorgeschichtlicher Zeit die ersten primitiven Gefäße und/oder mythologische Kultfiguren entstanden sind.


Bei späteren anderen Verfahren hat man den Ton zu Lappen ausgewalzt oder geklopft und diese dann zu einem Gefäß zusammengesetzt oder Ton wurde in eine Form gedrückt. Das wichtigste Verfahren vor dem Aufkommen der Töpferscheibe war jedoch die Aufbautechnik (Wülsten), bei der das Gefäß aus ringförmig übereinandergelegten Tonwülsten aufgebaut wurde. Eine Variante war dabei die Spitalwulsttechnik, bei der Gefäßboden und —wand aus einem Band Ton spiralartig aufgebaut wurden.


Bezüglich des Töpferlehms gab es und gibt es wohl noch heute bei allen Urvölkern und indianischen Völkern einen großen Reichtum an Mythen. Denn mit diesem Grundstoff sind magische und religiöse Vorstellungen verbunden und eine ganze primitive "Philosophie" umspannt die Herstellung wichtiger Geräte, Ahnenkultfiguren und Gottheiten. Die Erde selbst wird auch vielfach als die "Mutter der Tonerde-Gefäße" bezeichnet.


Nach verschiedenartigen mythischen Versionen ist die Schirmherrin der Töpferei eine Wohltäterin - mag man sie Mutter-Erde, Herrin des Tons und der Tontöpfe oder als Großmutter des Töpferlehms bezeichnen -, weil ihr ja die Menschen den als kostbaren Rohstoff, die Techniken der Keramik sowie die Kunst der Bemalung der Tonurnen verdanken.


Gerd H. Reitzig, Vorsitzender des Kunstvereins "WIR" e.V. Fürstenau

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