Kraft der Bilder fasziniert Betrachter

Von Wilm Froese, Mettingen in der Ibbenbürener Volkszeitung vom 15.07.2003

 

Wie für den Kunstspeicher gemalt scheinen die Werke von Josef Lange-Grumfeld, die der Förderverein Schultenhof dort präsentiert. Die Kraft der Bilder mit ihrer erdigen Farbenwahl passt zu Stein und Fachwerk des Gebäudes, die Metallskulpturen vor dem Eingang stehen dort als gehörten sie genau dahin.

 

Josef Lange-Grumfeld wechselt die Formate und die Materialien, auch die Farbgebung ist variabel. Aber rote und weiße Linien und Flächen dominieren, bilden Formen und Signale. Vogelmenschen und Knochenwesen, aber auch Tiere und technische Geräte und alle möglichen Verbindungen dieser Welten, Erinnerungen an Höhlenzeichnungen werden wach, an die sogenannte "primitive" Kunst und ihre Wiederentdecker im Expressionismus und wieder seit den 60er Jahren.

 

Namen wie Gauguin, Kirchner und besonders A. R. Penck gehören dazu. "Solange die Menschheit besteht, besteht auch die Bildsprache. Sie ermöglicht einen Dialog zwischen dem Betrachter und dem Künstler im Sinne einer Weltsprache", hat Josef Lange-Grumfeld am Beginn seiner Künstlerlaufbahn gesagt und wohl auf diese Ahnenreihe verwiesen. In Ausstellungen vor allem in Osteuropa hat der Künstler dieses Alphabet erprobt und seine Vermutung bestätigt gefunden.

 

Unumstritten ist diese Ansicht allerdings nicht. Viele halten sie für eine Illusion, eine der vielen Versuche, den als entfremdend und Isolierend empfundenen Entwicklungen der modernen Gesellschaft entgegenzuwirken. Eigentlich kann von Zivilisationsfurcht und Entwurzelung aber bei dem 1947 in Ankum-Westerholte geborenen Josef Lange-Grumfeld nicht die Rede sein. Er wollte wohl schon immer Kunst machen, wie in der Eröffnungsveranstaltung Gerd H. Reitzig berichtete, der Vorsitzende des Kunstvereins WIR in Fürstenau, dem auch Josef Lange-Grumfeld angehört.

 

In den Fenstern findet man Keramiken, bemalte Teller mit Figuren, ähnlich denen, die er auch auf Stoffbahnen, Brettern und Lampenschirmen zu Bildprogranunen zusammenfügt. Man möchte sie lesen wie Hieroglyphen-Schrifttafeln. Aber Josef Lange-Grumfeld gibt keinen Hinweis, nicht einmal einen Titel als Interpretationshilfe. Andere Bilder erschließen sich unmittelbarer, wirken durch größere Farbigkeit, strahlen aber die gleiche Kraft aus. Und plötzlich stößt man auf ganz andere Werke. Als Beispiel mag eine Plastik dienen, die vier Männer zeigt, die ein langes Rohr aufrichten. Dabei ist Jeder auf seine Art am gemeinsamen Werk beteiligt.

 

Hier erweist sich Josef Lange-Grumfeld als scharfer Beobachter und ironischer Kommentator, der ein intellektuelles Spiel mit den Mitteln der Kunst treibt. Und damit stürzt er den Betrachter in Verwirrung. Wie, wenn die anderen Bilder, die ja zum Dialog einladen sollen, auch diesen Hauch Ironie enthalten? Ein Blick in die listigen Augen des Schöpfers dieser Werke gab auf der Vernissage, zu der der Fördervereins-Vorsitzende Bernhard Kolter eine erstaunlich große Zahl von Besuchern begrüßen konnte, keine Auskunft. Die muss jeder für sich selbst suchen, eine sicher reizvolle Herausforderung.

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