Kristian Niemann über seine Bilder

Ornament, Symbol, Schrift, Zeichen und Piktogramm stehen in Verbindung und sind Ausdruck kultureller Kommunikation

Der österreichische Architekt Adolf Loos beklagte 1908 in seiner Schrift "Ornament und Verbrechen" die seit langem in der westlichen Kultur betriebene Art und Weise des aufgesetzten Ornaments. Den bloßen ornamentalen Zierrat an und auf Gegenständen jeglicher Art und an allen Bauwerken bezeichnete Loos als ein Verbrechen. Er ging sogar soweit zu behaupten: "der moderne Mensch, der sich tätowiert, ist ein Verbrecher oder ein degenerierter." Was er beklagte ist vor allem die Geistlosigkeit und Oberflächlichkeit, mit der die Kunst konsumiert wird. (Gründerzeit, Kulturell ungebildetes aber reiches Bürgertum.) Loos, der auch die Ansicht vertrat, dass ein Gemälde ein Ornament sein sollte, empfand zwar das Ornament an anderen Objekten als ein Verbrechen, als ein deutliches Zeichen der Regression und unwürdig eines erwachsenen Mitteleuropäers, doch sollte dabei gesehen werden, dass er auf der Suche nach geistiger Klarheit gewesen ist. Dies drückte sich in seiner Architektur deutlich aus (Bauhaus). (Zur selben Zeit (1910) stellte W. Kandinsky sein Manuskript "Über das Geistige in der Kunst" fertig.)

 

Wie die jüdische und islamische Kultur, war auch die urchristliche Kultur bilderlos.
Symbol, Schrift und Ornament waren und sind die Elemente, die nicht zum Nutzen einer dekorativen Gestaltung auf den architektonischen und sonstige Träger aufgebracht werden, sondern dienen einem tieferen Erkennen des Weltzusammenhanges, seiner unendlichen kosmischen Entfaltung. Figurative Darstellungen werden als Idolatrie aufgefasst und somit bewusst vermieden.

 

Durch die Gewohnheit das Ornament als bloß dekoratives Muster wahrzunehmen, geht seine eigentliche Bedeutung, sein Ursprung und sein Inneres Wesen verloren. Durch den Jugendstil, während der vorletzten Jahrhundertwende, wurde das Ornament als Design ausgereizt, als Massenware auf jeden Gegenstand gepresst, und schließlich verpönt. (Massenkultur ist bis heute geblieben. Vergl. auch H. Hoffmann: Kultur für alle)

 

In der Gotik existieren dem maurischen Ornament ähnliche ornamentale Darstellungen, die sich vermutlich auf Verbindungen zum Islam wie auch auf eine Besinnung keltischer Ursprünge zurückführen lassen.

 

Ornament, Symbol, Schrift, Zeichen und Piktogramm stehen in Verbindung und sind Ausdruck kultureller Kommunikation. (Aspekt: Wort, Wörtlichkeit) Geht durch merkantil bedingte Kulturlosigkeit ihre Bedeutung und ihr Zusammenhang verloren, degenerieren sie zur bloßen Dekoration. Sie haben dann nur noch einen Nutzen aber keine Bedeutung mehr. Ursprünge ornamentaler Gestaltung lassen sich schon an den Malereien und Ritzungen der Eiszeitkunst ablesen.

 

Es geht mir nicht um eine Wiederbelebung alter Ornamente. Ich füge maurische und andere Ornamente als historische Gegebenheit ein in einen Zusammenhang zum Idolatrie-Gedanken. Von daher sind einige Arbeiten mit einem "Reliquienschrein" versehen. Das Aldi-Tüten Ornament steht für mich als Sinnbild (Idol) einer kulturell abgestumpften Konsum Gesellschaft. Das maurische Ornament sehe ich als ein Beispiel für ein kulturverbindendes Element zwischen Abbild und konkreter (abstrakter) Kunst.

 

Ein wesentliches Anliegen ist es mir die Kunst nicht als definierten ist-mus auszuweisen, sondern den Kunstbegriff zu differenzieren und zur Sprache zu bringen.

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